Berlin – Es braucht nur sein Lächeln, sein Augenzwinkern und ein bisserl „Palim Palim“ – und man muss lachen. Didi Hallervorden ist einer der größten Komiker des Landes und ein genialer Schauspieler. Einer der scheinbar alles hat, alles kann und der selbst noch im Alter von 87 eine große Liebe findet. Doch keiner kann hinter die Fassade eines scheinbar perfekten Lebens blicken.
Oder wer hätte gedacht, dass Hallervorden an Depressionen litt und zur schlimmsten Zeit Selbstmordgedanken hegte? „Suizidgedanken zogen mich eines Tages länger und tiefer herunter, als ich das ohnehin schon gewohnt war“, gesteht Hallervorden jetzt in seiner Biografie „Ein Komiker macht Ernst“, die der Autor Tim Pröse mit dem Komiker verfasst hat. Wie konnte es so weit kommen? Dazu geht Hallervorden weit in seine Vergangenheit zurück. Vor 30 Jahren begann er Stilnox zu nehmen, ein Medikament, dass ihm half, nach dem Stress, den Auftritten und Dreharbeiten runterzukommen. Das Schlafmittel, so berichtet die Zeitschrift „Bunte“ in diesem Zusammenhang, sollte eigentlich nicht länger als sechs Wochen eingenommen werden – doch Hallervorden konnte nicht aufhören, er war abhängig. Einen Weg aus der Sucht fand er nicht, die Tabletten griffen irgendwann seine Psyche an. „Die Alarmzeichen wurden immer deutlicher“, sagt Hallervorden in dem Buch. „Es ging nicht mehr so weiter. Ich konnte nicht mehr so leben.“ Der Gedanke an Selbstmord wurde übermächtig. „Es gehört viel Mut dazu, diese düsteren Gedanken wirklich in die Realiät umzusetzen. Wie gut, dass mir dafür dann doch der Mut gefehlt hat.“
Er hatte den Mut, sich seiner heutigen Ehefrau Christiane Zander anzuvertrauen. Im Herbst 2021 gestand er ihr seine Tablettensucht und Depression. „Christiane hat intensiv mitgeholfen, mir den richtigen Ausweg aus der Misere zu weisen. Sie – und nur sie – war mein Halt“, sagte er zu Bunte. Sie war es, die zusammen mit Dieters bestem Freund eine psychiatrische Klinik suchte. Hallervorden wurde drei Wochen stationär aufgenommen – auf der geschlossenen Station, wo er nicht vor sich und seinen Problemen weglaufen konnte. Eine harte Zeit, die dem Schauspieler aber auch eines ganz deutlich werden ließ: „Ich habe im Krankenhaus verstanden, dass ich eigentlich sehr gern lebe“, so Hallervorden. Und er begriff, wie wichtig es war, dass er sich professionelle Hilfe geholt hatte. „Deswegen spreche ich nun auch über diese schwere Zeit, weil ich anderen Menschen Mut machen möchte, sich helfen zu lassen.“
Sein Ziel sei ein Leben ohne Medikamente. Dafür mit mehr Pausen, mit Meditation und Geborgenheit. Die findet er jeden Abend bei seiner Frau Christiane, die er erst in diesem Sommer geheiratet hat. Um nicht wieder nächtelang wach zu liegen, übe er richtiges, gleichmäßiges Atmen. „Indem ich Christianes Atem folge (…). Das klappt sehr gut. Ich lege mich in ihre Arme, schmiege mich an sie und übernehme ihren Atemrhythmus – ihre tiefen, ruhigen, gleichmäßigen Züge.“ Laut seiner Biografie hat Hallervorden die schlimmste Zeit hinter sich – und auch keine Angst vor einer nächsten Depression. Er sagt: „Ich sehe das Leben jetzt mehr als früher als ein einmaliges Geschenk. Manchmal fühle ich mich wie neugeboren.“ mz