San Casciano dei Bagni/Rom – Im Schlamm heißer Quellen in der Toskana haben italienische Archäologen einen spektakulären Fund gemacht: Die Forscher entdeckten (wie berichtet) mehr als 20 ausgezeichnet erhaltene Bronzestatuen aus der Zeit der Etrusker und der Römer. „Die Entdeckung wird Geschichte schreiben“, versprach jetzt Chef-Archäologe Jacopo Tabolli.
Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano sprach von einem „Schatz“, der auf dem Grund eines römischen Thermalbeckens schlummerte. Die im alten Kurort San Casciano dei Bagni ausgegrabenen Skulpturen stellen Gottheiten dar, die in einem von den Etruskern an einer Thermalquelle errichteten und von den alten Römern ausgebauten Heiligtum verehrt wurden, wie das Kulturministerium in Rom mitteilte. San Casciano dei Bagni, rund 70 Kilometer südöstlich von Siena gelegen, war bereits den Römern und Etruskern als Kurort bekannt. Die Skulpturen – jede für sich schon eine Sensation – sind nicht die einzigen Entdeckungen. Neben den mehr als 2000 Jahre alten Bronzestatuen in nahezu perfektem Erhaltungszustand wurden bei den dreijährigen Ausgrabungen auch zahlreiche Opfergaben und rund 5000 Gold-, Silber- und Bronzemünzen freigelegt. Projektleiter Jacopo Tabolli sprach von einer „einzigartigen“ Entdeckung. Sie ermögliche neue Erkenntnisse über die Entstehungszeit der Bronzen zwischen dem zweiten Jahrhundert vor und dem ersten Jahrhundert nach Christus. In dieser Zeit wurde die alte Zivilisation der Etrusker nach und nach von der römischen Kultur absorbiert. Laut Tabolli handelt es sich um den bisher größten Fund von Bronzestatuen aus der Etrusker- und Römerzeit auf dem Gebiet des heutigen Italien und einen der bedeutendsten im gesamten Mittelmeerraum. Experten stellten Vergleiche an mit den berühmten Bronzefiguren von Riace, einer der bedeutendsten Entdeckungen der Archäologie. Die beiden je zwei Meter großen Statuen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus waren 1972 vor der Küste Kalabriens im Meer von einem Hobbytaucher entdeckt worden. Sie gehören zu den wenigen noch erhaltenen, lebensgroßen Bronzestatuen aus der griechischen Antike und locken seit 1981 im Archäologischen Museum von Reggio Calabria zahlreiche Besucher an.
Die Bedeutsamkeit des aktuellen Fundes verdanken die Archäologen u.a. einem natürlichen Phänomen: Im warmen Thermalwasser bedeckt von Schlamm blieben die Kunstwerke derart gut erhalten, dass sogar noch die etruskischen und lateinischen Inschriften lesbar sind, darunter die Namen einflussreicher Etrusker-Familien. Die Bronzen sollen nun Herzstück eines eigenen Museums werden.