Rassismus-Skandal um Williams Patentante

von Redaktion

Verbaler Fehltritt der Hofdame überschattet den USA-Besuch des Thronfolgerpaares

Boston/London – Es ist die erste Auslandsreise seit dem Tod der Queen: Der dreitägige USA-Trip von Prinz William und seiner Frau Kate sollte ganz im Zeichen des Klimawandels stehen. Höhepunkt ist die Verleihung des von William ins Leben gerufenen Earthshot-Klimapreises am heutigen Freitag in Boston. Doch jetzt sorgt ausgerechnet eine rassistische Äußerung von Williams Taufpatin Susan Hussey (83) für ausgesprochen schlechtes Klima in Großbritannien. Die Wellen der Empörung erreichen den Thronfolger auch jenseits des Atlantiks.

Lady Husseys verbaler Fehltritt ereignete sich demnach am Dienstag bei einem von Königsgemahlin Camilla organisierten Empfang, der auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen sollte. An der Veranstaltung hatte auch die Aktivistin Ngozi Fulani teilgenommen. Sie schilderte später auf Twitter ein Gespräch mit Lady Susan Hussey, das bei ihr „gemischte Gefühle“ hinterlassen habe. Nachdem Fulani berichtet habe, dass sie im Vereinigten Königreich geboren, aufgewachsen und eine Britin sei, habe Prinz Williams Taufpatin nachgehakt: „Woher kommen Sie wirklich, woher kommen Ihre Leute?“ Ngozi Fulani habe sich daraufhin genötigt gefühlt zu erklären, dass sie „afrikanische Wurzeln“ habe und „karibischer Abstammung“ sei. Zugleich habe sie erneut betont, dass sie britische Staatsbürgerin sei. Das kurze Gespräch habe sich wie ein Verhör angefühlt, sagte Ngozi Fulani gegenüber der BBC. „Ich frage mich wirklich, wie das in einem Raum passieren kann, der Frauen vor allen Arten von Gewalt schützen soll“, sagte die Gründerin der Organisation Sistah Space, die sich gegen Gewalt gegen Frauen einsetzt. „Obwohl es keine körperliche Gewalt ist, ist es ein Missbrauch.“ Ngozi Fulani sieht die Ursachen für Susan Husseys verbale Entgleisung übrigens nicht mit deren fortgeschrittenem Alter begründet. Rhetorisch fragte die Aktivistin im Gespräch mit der BBC: „Wollen wir etwa anerkennen, dass man aufgrund seines Alters nicht rassistisch oder unangemessen sein kann?“ Lady Hussey, langjährige Hofdame der Queen und eine enge Vertraute Camillas, hat sich nach Angaben des Palasts mittlerweile entschuldigt und ihr Amt niedergelegt. Die Bemerkungen seien „inakzeptabel und zutiefst bedauerlich“, hieß es. Der Vorfall werde „äußerst ernst“ genommen. Der Palast habe sich mit Ngozi Fulani in Verbindung gesetzt und lade sie ein, persönlich über ihre Erfahrung zu berichten, „wenn sie dies wünscht“. Dabei erinnerte der Palast alle Mitglieder des königlichen Haushalts nochmals ausdrücklich daran, dass sie sich jederzeit an die „Politik der Vielfalt und Inklusion“ zu halten hätten.

In Boston reagierte Williams Sprecher prompt: „Diese Äußerungen waren inakzeptabel“, erklärte er. Susan Husseys Rücktritt „mit sofortiger Wirkung“ sei aus Prinz Williams Sicht die richtige Entscheidung. Es ist nicht das erste Mal, dass die Royal Family am Pranger steht. Im März sorgten Fotos einer Karibik-Reise von William und Kate für Betroffenheit. Das Paar schüttelte durch einen Maschendrahtzaun hindurch Hände, William nahm in weißer Gala-Uniform eine Parade ab. Das erinnerte viele an Kolonialismus.

Für Aufsehen gesorgt hatten auch die Vorwürfe von Herzogin Meghan, die im März 2021 im Interview mit Oprah Winfrey über die Zeit vor der Geburt von Sohn Archie erzählt. Es habe Bedenken gegeben, „wie dunkel seine Haut sein könnte, wenn er geboren wird“, sagte die Ehefrau von Prinz Harry. William betonte damals, die Royals seien „keine rassistische Familie“. Ein Treffen der Brüder während der USA-Reise ist übrigens nicht geplant. SABINE SCHWINDE

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