London – Der Palast angeblich „traurig“ und Bruder William „stocksauer“, die Presse tobt: Mit den ersten Folgen ihrer Netflix-Doku haben Prinz Harry und Ehefrau Meghan in Großbritannien eine Welle der Empörung ausgelöst. „So schmerzhaft! Royals ,zutiefst verärgert‘ über Harrys Beleidigungen“, titelte etwa die Zeitung „Daily Express“ am Freitag. Ein Abgeordneter der regierenden Konservativen Partei forderte, dem Herzog und der Herzogin von Sussex die königlichen Titel abzuerkennen, wenn sie doch offenbar die Monarchie so sehr hassten.
Dabei blieben die ersten drei Folgen von „Harry & Meghan“, die seit Donnerstag abrufbar sind, deutlich hinter den Befürchtungen zurück. Direkte Angriffe auf Mitglieder der Royal Family blieben aus. Auch US-Medien zeigten sich enttäuscht. „Mit der heutigen Veröffentlichung (…) überraschen uns die Sussexes wieder einmal, wie eng ihre Vision von ihrem Ruhm ist, wie eingeengt und einfallslos ihre Präsenz auf der Weltbühne geworden ist“, schrieb „Variety“.
Zielscheibe der ersten Folgen ist klar der britische Boulevard, deren Royal-Korrespondenten Harry als „verlängerten PR-Arm der Royal Family“ betitelt. Palast und Presse hätten eine Art Pakt mit dem Teufel geschlossen, der dem Boulevard fast uneingeschränkte Macht darüber gebe, was und wie über die Royals berichtet werde.
Wenig überraschend schlugen die Beschuldigten am Tag danach zurück: Die „Daily Mail“ sprach von einem „Kriegsbeil“ und kommentierte, das Paar habe „den Krieg der Royals“ neu entzündet.
Auch neutrale Beobachter sind sicher, dass die Tür für das Paar, das mit den Kindern Archie (3) und Lilibet (1) in Kalifornien lebt, nun zu ist. „Die Doku macht es wahrscheinlicher, dass er nicht mehr zurückkommt“, sagte der Verfassungsrechtler und Monarchie-Beobachter Craig Prescott von der walisischen Universität Bangor. Kommenden Donnerstag erscheinen drei weitere Folgen – dann, so sind Beobachter sicher, wird es noch persönlicher. „Nächste Woche wird es giftig“, sagte ein Insider der Zeitung „Daily Mail“.
Vor allem Harrys älterer Bruder Prinz William soll „stocksauer“ sein. Dem Thronfolger stößt laut „Mirror“ vor allem übel auf, dass Netflix Szenen aus dem berühmten BBC-Interview seiner Mutter Diana genutzt habe, in dem sie 1995 von der Affäre ihres Ex-Mannes Charles, des heutigen Königs, erzählt hatte. William sei davon ausgegangen, dass die Ausschnitte nie wieder gezeigt würden und dass er mit seinem Bruder darin übereinstimme. Nun fühle er sich betrogen. Zudem sollen William und seine Ehefrau, Prinzessin Kate, Aussagen von Harry als „besonders schmerzhaft“ empfunden haben, die nahelegten, dass die Männer der Familie nicht aus Liebe heirateten. dpa