100 Tage Krisenkönig

von Redaktion

London – Er hat als Monarch bereits zwei Premierminister erlebt, wurde mit Eiern beworfen, muss fast täglich Berichte über den Bruch in seiner Familie erdulden. Dass König Charles III. einen ruhigen Start ins Amt hatte, wäre wohl eine typisch britische Untertreibung. Am Samstag ist es 100 Tage her, dass der „ewige Thronfolger“ an die Spitze des Königreichs rückte.

Nur wenige Menschen in Großbritannien hatten einen anderen Monarchen erlebt als die Queen, die 70 Jahre lang herrschte. Charles war als Thronfolger zwar prominent in der Öffentlichkeit. Doch lange wurde er von den Menschen eher belächelt denn ernst genommen. Das lag auch daran, dass er seine im Volk beliebte Ex-Frau Diana betrog – doch mittlerweile ist er mit seiner damaligen Geliebten Camilla seit gut 17 Jahren verheiratet, und die neue Königsgemahlin wird immer mehr respektiert. Sein Einsatz für Umwelt und Natur galt lange als grüner Spleen – das hat sich spätestens mit dem Bewusstsein über die Klimakrise geändert.

Jahrzehntelang konnte sich Charles vorbereiten. Dass er im Schatten der Krone teils eine gewisse Narrenfreiheit genoss, könnte ihm durchaus zugutegekommen sein, meinen Beobachter in London. Er habe nach dem Tod seiner Mutter die Aufgabe, König zu sein, über seine persönliche Trauer gestellt, sagt Experte Prescott. „Viele Menschen waren überrascht, wie reibungslos der Übergang war. Es war buchstäblich wie ,Die Queen ist tot, lang lebe der König!‘ Seine ersten 100 Tage hätten nicht besser laufen können.“ Der Ex-Chef der Zeitung „Daily Mail“, Geordie Greig, drückt es so aus: „Die einzigen Gespräche über den König sind: ,Macht er nicht einen großartigen Job?‘“

Charles ist um Nahbarkeit bemüht. Bei einem Empfang mit Holocaust-Überlebenden in London schwang er jetzt sogar das Tanzbein. Auf einem von der Royal Family auf Twitter veröffentlichten Video ist zu sehen, wie der 74-Jährige zwei andere Senioren an den Händen hält und sich lachend zur Musik bewegt. Der Monarch besuchte ein jüdisches Gemeinschaftszentrum anlässlich des Lichterfestes Chanukka. Unter anderem tanzte er mit der 93-jährigen Eva Schloss, der Stiefschwester von Anne Frank.

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