Beisetzung von Benedikt XVI. in drei Akten

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS, CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER UND LUDWIG RING-EIFEL

München/Rom – Als am 8. April vor 23 Jahren Papst Johannes Paul II. mit einer Trauerfeier auf dem Petersplatz in Rom verabschiedet wurde, lag auf seinem Sarg ein aufgeschlagenes Evangelienbuch, in dem wie von Geisterhand die Seiten durch den Frühlingswind umgeblättert wurden. Ein eindrucksvolles Bild, dass sich am heutigen Donnerstag wohl auch zigtausenden Beobachtern auf dem Petersplatz und an den Bildschirmen in aller Welt einprägen könnte. Denn der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird heute beigesetzt nach den gleichen Riten wie sein Vorgänger – eine Feier in drei Akten.

Noch vor der Totenmesse wird im Petersdom ein Ritual unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Es beginnt mit der Verlegung des aufgebahrten Leichnams in den Sarg. Anschließend verliest der Päpstliche Zeremoniar das Rogitum, eine Urkunde mit den wesentlichen Ereignissen aus Benedikts Leben und Wirken. Die Urkunde wird verschlossen in den Sarg gelegt. Danach wird das Gesicht des Verstorbenen mit einem Tuch bedeckt, und die Grabbeigaben – unter anderem die Bischofs-Stolen aus seiner Zeit als Münchner Erzbischof und als Bischof von Rom sowie Münzen aus seiner Amtszeit – werden in den Sarg gelegt. Dieser wird geschlossen und nach draußen getragen. Dies alles geschieht begleitet von speziellen Gebeten und Gesängen. Voraussichtlich gegen 9 Uhr wird der Sarg von Trägern in der Nähe des Altars auf dem Petersplatz niedergelegt.

Um 9.30 beginnt mit dem feierlichen Gesang „Requiem aeternam dona ei, Domine“ (Die ewige Ruhe gib ihm, Herr) der zweite Akt: die Messfeier für den Toten, das Requiem, unter dem Vorsitz von Papst Franziskus. Kardinal Giovanni Batista Re übernimmt die Zelebration. Nach der Messfeier folgt die mit Spannung erwartete Predigt von Papst Franziskus.

Etwa um 11 Uhr leitet der Ritus der Aussegnung und Verabschiedung (Ultima Commendatio et Valedictio) über zum dritten, letzten Teil der Feierlichkeiten, dem Begräbnis. An dieser Stelle gibt es einen deutlichen Unterschied zum Begräbnis 2005. Damals betete der Kardinalvikar für das Bistum Rom die feierliche Heiligenlitanei, anschließend gab es ein weiteres feierliches Gebet der Patriarchen der mit Rom unierten Ostkirchen für den verstorbenen Johannes Paul II. Diese Elemente entfallen diesmal. Begleitet vom Gesang „In paradisum deducant te Angeli“ (zum Paradiese mögen Engel dich geleiten) wird der Sarg in die Grotten unter dem Petersdom getragen, wo er im früheren Grab von Johannes Paul II. beigesetzt wird.

Für die bayerische Delegation dürfte die Reise nach Rom hektisch werden. Ministerpräsident Markus Söder will erst am Donnerstagmorgen anreisen. Ein Sonderflug bringt die 170-köpfige Bayern-Delegation ab 6 Uhr nach Italien. Hinter den Kulissen wird dem Vernehmen nach energisch um Details gerungen – Landeplätze, Landezeiten in Rom. Es bleiben wohl nur 90 Minuten, um die große Delegation durch das Verkehrschaos der Stadt zu lotsen, ehe die Liveübertragung aus dem Vatikan in alle Erdteile startet. Raum für Verzögerungen bleibt da nicht.

In Bayern wird heute an allen staatlichen Dienstgebäuden Trauerbeflaggung wehen, bundesweit sollen um 11 Uhr in allen katholischen Kirchen bundesweit die Glocken läutern – letzter Gruß an den bayerischen Papst.

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