Spaniens Altkönig Juan Carlos feiert 85. Geburtstag im Exil

von Redaktion

Madrid/Abu Dhabi – Seit dem Heimatbesuch von Juan Carlos vor mehr als sieben Monaten haben die Spanier kein einziges Wort mehr von ihrem skandalumwitterten Altkönig gehört. Man weiß nicht, wie er im Exil in Abu Dhabi an diesem Donnerstag seinen 85. Geburtstag begehen wird. Eine fröhliche Party wird es wohl nicht geben.

Auch wenn Juan Carlos in Abu Dhabi laut Medien von unermesslichem Luxus umgeben sein soll, von spanischen und einheimischen Sicherheitskräften vor den Paparazzi abgeschirmt wird und die Freundschaft des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed Bin Zayed Al Nahyan, genießt, wird er zum dritten Mal in Folge einen traurigen Geburtstag im „goldenen Wüstenkäfig“ erleben, wie „El Mundo“, „El Nacional“ und andere Zeitungen schrieben. Obwohl in Spanien inzwischen alle Ermittlungen wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten gegen den Bourbonen eingestellt wurden, wollen der 54-jährige König Felipe und dessen Gattin Letizia (50), Juan Carlos’ Ehefrau Sofía (84), Kronprinzessin Leonor (17) und der größte Teil der Königsfamilie den Ex-Monarchen weiterhin so weit wie möglich auf Distanz halten. Das Exil, die Einsamkeit und die Verachtung daheim hätten Juan Carlos in eine tiefe Verbitterung gestürzt, stimmen Königshaus-Experten überein.

Lange galt er in seiner Heimat als Volksheld. In der zweiten Hälfte der 1970er- Jahre hatte er neben Politikern wie Adolfo Suárez dafür gesorgt, dass der Übergang von der Franco-Diktatur (1939-1975) zur Demokratie nahezu reibungslos verlief. 1981 konnte er eine Putschistengruppe mit einer resoluten Rede zur Aufgabe bewegen.

Dann kam das Jahr 2012. Nur weil er in der Nacht auf dem Weg zur Hotel-Toilette stürzte und sich die Hüfte brach, erfuhren die Spanier in jenem April, dass ihrem König auf dem Höhepunkt einer schlimmen Wirtschaftskrise nichts Besseres eingefallen war, als im afrikanischen Botsuana Elefanten zu töten. Dass Juan Carlos 2012 noch Ehrenpräsident des spanischen Zweigs der Umweltschutz-Organisation WWF war, heizte die Stimmung zusätzlich an.

Emotionell und gesundheitlich schwer angeschlagen, nahm Juan Carlos am 19. Juni 2014 Abschied vom Thron und verließ 2020 die Heimat in Richtung Abu Dhabi – offiziell freiwillig. In Spanien gilt es als offenes Geheimnis, dass er von Felipe und der linken Regierung alternativlos ins Exil geschickt wurde. EMILIO RAPPOLD

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