Die Fashion-Week: politisch wie nie

von Redaktion

Immer mehr Designer – und Aktivisten – setzen bei der Modewoche in Berlin ein Zeichen

Berlin – Ein Glitzerbustier, eine Spitzenunterhose und darüber ein bisserl Tüll? Dicke Fellschuhe und dazu ein Nasenring? Bis man in München so auf die Straße geht, wird noch viel passieren müssen – in Berlin machen die Designer es zum Trend und schicken ihre Models (gerne auch Frauen über 50) über den Laufsteg in alten Industriehallen. Es ist wieder Fashion Week in der Hauptstadt, diesmal ohne den Hauptsponsor Mercedes Benz, dafür gibt es unzählige Nebenveranstaltungen, Pop-up-Stores und sogar einen Berliner Fashion Gipfel. So unterschiedlich die Orte und Kollektionen auch sind – eines eint alle bei dieser Fashion Week: Es ist Mode mit einer Message, mit einer Aussage. Diversität, gesprengte Geschlechtergrenzen, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, bessere Produktionsbedingungen sind die Themen, die Kilian Kerner, Marcel Ostertag, Rebekka Ruetz oder auch der ukrainische Designer Jean Gritsfeldt auf den Laufsteg bringen.

So steckte der 30-jährige Danny Reinke seine Laufsteg-Schönheiten in dicke, braune Fellähnliche Stulpen. Er habe sich von dem Bärenwald Müritz inspirieren lassen. Dort leben Bären, die aus Zoos und Zirkussen gerettet worden sind. „Das hat mich einfach gerührt und traurig gemacht“, erklärt Reinke seine Inspiration. Und damit es auch jeder kapiert, hat er seinen Models auch noch übergroße Nasenringe verpasst. Auf den Krieg in seiner Heimat wird der 33-jährige Jean Gritsfeldt angesprochen. Für ihn sei es ein „komisches Gefühl“ in Berlin zu sein, zwischen all den Models und Influencern. „Gleichzeitig weiß ich, wie viele Menschen gerade leiden.“ Im letzten Jahr zeigte er Kleidung mit Schriftzügen wie Respect und Peace, also Frieden. Darauf will er sich nicht reduzieren, er will auch die Schönheit feiern. „Menschen wollen die gleichen Dinge, sie wollen glücklich sein, sie wollen großartig aussehen.“

Hier ging es weniger ums Aussehen: Bei einer als Adidas-Show getarnten Performance im Rahmen der Berliner Fashion Week haben Aktivisten dem Sportartikelhersteller vorgeworfen, sich nicht für die Arbeitsrechte von Textilarbeitern in Südostasien einzusetzen. In der Einladung wurde die Weltpremiere einer Sportbekleidungslinie von Adidas angekündigt, mit der man die Geschichten von „geschundenen“ Arbeitern ehren wolle.

Bei der Veranstaltung stolperten dann anscheinend verletzte und blutige Models in zerrissener Kleidung mit dem Adidas-Logo über den Laufsteg, die den Angaben nach aus Kleidungsstücken bestehe, die zuvor von kambodschanischen Arbeitern getragen wurden. Hintergrund der Aktion ist nach Angaben der Kampagne für Saubere Kleidung der Vorwurf, Adidas achte nicht auf die Rechte der Beschäftigten von Zulieferern.  mz, dpa

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