Los Angeles/Santa Fe – Der tödliche Schuss auf der Bonanza Creek Ranch, einem beliebten Western-Drehort im US-Staat New Mexico, hatte Hollywood aufgerüttelt. Im Oktober 2021 zückte Hauptdarsteller Alec Baldwin in Westernkluft bei Proben einen Revolver. Doch statt harmloser Patronen löste sich scharfe Munition. Chef-Kamerafrau Halyna Hutchins starb. Nun müssen Baldwin der 64-Jährige und die junge Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed vor Gericht.
Beide sollen wegen fahrlässiger Tötung in zwei Punkten angeklagt werden, gab die Staatsanwaltschaft in Santa Fe (New Mexico) am Donnerstag bekannt. Es gebe genügend Beweise für eine strafrechtliche Verfolgung, teilte Bezirksstaatsanwältin Mary Carmack-Altwies mit. Im Falle eines Schuldspruchs drohen Haft und eine Geldstrafe.
Baldwin will sich gegen die Vorwürfe wehren, teilte sein Anwalt Luke Nikas mit. Sein Mandant habe nicht wissen können, dass sich scharfe Munition in der Waffe befand. Er habe sich auf die Mitarbeiter verlassen, die ihm versichert hätten, dass keine scharfe Munition in der Waffe steckte. Nikas gab sich zuversichtlich: „Wir werden gewinnen.“
Regieassistent David Halls, der Baldwin auf dem Filmset die Waffe angereicht hatte, will sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Handhabung einer Waffe schuldig bekennen. Er könnte mit einer Bewährungsstrafe davon kommen.
Hätten Baldwin und Co. ihre Arbeit richtig gemacht, wäre Halyna Hutchins heute noch am Leben, sagte Sonderermittlerin Andrea Reeb. Stattdessen habe es ein Muster „krimineller Missachtung“ für Sicherheitsvorkehrungen bei dem „Rust“-Dreh gegeben.
Baldwin hatte in früheren Interviews gesagt, er habe den Abzug der Waffe nicht betätigt. Doch Bezirksstaatsanwältin Mary Carmack-Altwies hielt am Donnerstag im CNN-Interview dagegen. Sie sei auf Grund der FBI-Ermittlungen fest davon überzeugt, dass der Schauspieler abgedrückt habe. Wie die Munition ans Set kam, wisse sie aber nicht. Als Produzent und Darsteller habe Baldwin die Verantwortung gehabt, für Sicherheit bei dem Dreh zu sorgen.
Halyna Hutchins hinterließ einen Mann und einen Sohn. Eine Zivilklage von Matthew Hutchins, dem Witwer, gegen Baldwin und andere Beteiligte der Produktion war im Oktober außergerichtlich beigelegt worden. „Wir glauben alle, dass Halynas Tod ein schrecklicher Unfall war“, betonte der Witwer damals. Er habe kein Interesse, Baldwin und den Filmproduzenten die Schuld zuzuweisen. Am Donnerstag schlug die Familie einen anderen Ton an. Sie wollten den Behörden für deren sorgfältige Ermittlungen danken und stünden gänzlich hinter der Anklage.