Madrid – Der Strafprozess gegen den früheren Rocker-Boss Frank Hanebuth und gegen Dutzende weitere mutmaßliche Ex-Mitglieder und Helfer der Motorradgang Hells Angels hat in Spanien mit knapp vierstündiger Verzögerung begonnen. Die Verhandlungen vor dem Nationalen Staatsgerichtshof in San Fernando de Henares bei Madrid hätten später begonnen, weil die Staatsanwaltschaft in den meisten Fällen keine Beweise habe und deshalb versucht habe, Deals auszuhandeln, sagte Hanebuths spanische Anwältin Ana Madera der Deutschen Presse-Agentur am Montagnachmittag. Der 58-Jährige aus Hannover strebe keinen Deal an, denn er halte sich für unschuldig.
Insgesamt sollten Hanebuth und weitere 48 Personen auf die Anklagebank. Hanebuth kam pünktlich, mehrere Angeklagte blieben dem Gericht am Montag aber fern – zum Teil ohne Entschuldigung. Den „Höllenengeln“ und ihren mutmaßlichen Helfern wirft die spanische Staatsanwaltschaft unter anderem Bildung einer kriminellen Vereinigung, Drogenhandel, Zuhälterei und Bedrohung vor. Die von der Anklage geforderten Freiheitsstrafen summieren sich auf knapp 300 Jahre. Allein für Hanebuth werden 13 Jahre Freiheitsentzug gefordert.
Hanebuth war vor seinem Umzug nach Mallorca jahrelang Präsident der Hells Angels Hannover. Im Sommer 2013 war er zusammen mit vielen anderen mutmaßlichen Motorrad-Rockern bei einer spektakulären Razzia auf der spanischen Urlaubsinsel festgenommen worden. Nach zwei Jahren hinter Gittern wurde er im Sommer 2015 gegen eine Kaution von 60 000 Euro und unter Auflagen aus der U-Haft entlassen. Aber erst 2017 durfte er Spanien verlassen. Er kehrte damals nach Deutschland zurück.