Sevilla – Ein bisher unbekanntes Gemälde von Diego Velázquez (1559-1660) in einer kleinen Kirche in Sevilla? Das wäre eine echte Sensation. Die Geschichte dahinter macht derzeit die Runde durch spanische Medien. Als Soledad Rojas am 23. Juli 2020 im Alter von 96 Jahren starb, hinterließ sie ihrer Pfarrkirche in der südspanischen Stadt mehrere Gemälde. Die Katholikin entstammte einer ebenso bekannten wie betuchten Kunstsammlerfamilie aus Sevilla.
Der zuständige Pfarrer ließ die Werke im Januar 2021 zwecks Restaurierung ins andalusische Institut für Denkmalpflege schicken. Nun erhielt er eine Nachricht, die sein Gotteshaus zu einem Touristenmagneten machen könnte. Grund dafür ist das Werk „Inmaculada con el Nino“ („Jungfrau mit dem Kind“) aus den Jahren 1615-1617. Fachleute gingen bislang davon aus, dass es von Francisco Pacheco stammt. Pacheco, Gründer der Malereischule von Sevilla, wurde 1619 königlicher Hofmaler und kontrollierte im Auftrag der Inquisition die Einhaltung der Bilderdekrete für religiöse Malerei.
Doch wie die Restauratoren nun bekannt gaben, dürfte es sich bei dem Gemälde um ein Werk des weltberühmten Diego Velazquez handeln. Velazquez war nicht nur Pachecos Schwiegersohn, sondern auch ein Schüler in Pachecos Atelier. Die Experten fanden den Berichten zufolge offenbar zahlreiche Stilmotive und sogar versteckte Symbole in dem Jungfrauen-Bild, die auf die Urheberschaft von Velázquez schließen lassen. Nun sollen internationale Experten dies bestätigen. Sollte es sich wirklich um einen „echten“ Velázquez handeln, wäre das Gemälde mehrere Millionen Euro wert.