Der Wettlauf gegen die Zeit

von Redaktion

Schon über 20 000 Tote – Weitere zehntausende Opfer unter den Trümmern befürchtet

Damaskus/Istanbul – Mehr als drei Tage nach dem katastrophalen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet schwindet die Hoffnung auf letzte Überlebende und steigt die Zahl der Toten unaufhörlich. Unter den Trümmern der tausenden eingestürzten Gebäude in beiden Ländern sind vermutlich noch zehntausende Opfer zu befürchten. Bislang sind mehr als 20 000 Tote gemeldet worden. Hinzu kommen um die 75 000 Verletzte in der Türkei und in Syrien. Die Rettungskräfte kämpfen gegen die Zeit. Mit jeder Stunde, die seit dem Erdbeben verstreicht, sinken die Chancen, noch Lebende unter den Trümmern zu finden – auch wenn es vereinzelt Meldungen von Geretteten nach über 80 Stunden gab. So retteten Einsatzkräfte etwa zwei fünf und elf Jahre alte Brüder in der Südosttürkei nach 84 Stunden aus den Trümmern. Mehr als 100 000 Helfer sind in der Türkei nach Regierungsangaben im Einsatz. Sie werden von Suchhunden unterstützt.

Trotzdem gibt es noch immer kleine Erfolgsmeldungen: Deutsche und britische Helfer befreiten etwa in der Nacht zu Donnerstag in der türkischen Stadt Kahramanmaras eine Mutter und ihre sechsjährige Tochter aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses. Auch zwei Babys wurden lebend geborgen. Dem Sender TRT World zufolge konnten in der Türkei bislang etwa 8000 Menschen aus den Trümmern gerettet werden. Eine Reporterin des Fernsehkanals berichtete über den verzweifelten Kampf gegen die Zeit: „Die Retter weigern sich aufzugeben.“ Aber die Momente der Freude über eine weitere Rettung würden immer seltener.

Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben der Stärke 7,7 das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert. Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,6 in derselben Region.

Es gebe inzwischen 16 170 Tote allein in der Türkei, teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Donnerstagmittag mit. Mehr als 63 000 Menschen seien verletzt worden. Aus Syrien waren zuletzt mindestens 3200 Tote gemeldet worden.

Im Nordwesten Syriens bleibt die Rettung von Menschen auch drei Tage nach der Erdbebenkatastrophe wegen des Mangels an Ausrüstung eine Herausforderung. „Es fehlt uns am Wesentlichen. Wir brauchen große Kräne, um große (Trümmer-) Brocken zu beseitigen. Wir brauchen schwere Ausrüstung, um mit dieser Tragödie umzugehen“, sagte Munir Mustafa, stellvertretender Leiter der Rettungsorganisation Weißhelme. „Wir nutzen unsere Hände und Schaufeln, um die Trümmer zu beseitigen. Einige von uns haben in den letzten 70 Stunden nicht mehr als sechs Stunden geschlafen“, sagte Ubadah Sikra, der die Rettungseinsätze bei den Weißhelmen koordiniert und inzwischen selbst mit anpackt. „Einige Freiwillige weigern sich, eine Pause zu machen, weil sie versuchen wollen, mehr Leben zu retten.“ Einige der Freiwilligen würden auch Freunde und Angehörige aus den Trümmern ziehen.

Die Bundesregierung arbeitet daran, die Versorgung der Menschen im schwer erreichbaren Nordsyrien zu verbessern. Das Problem sei, dass das „Regime“ in der Vergangenheit keine humanitären Hilfen ins Land gelassen habe, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Radiosender WDR 5. Auf die Frage, ob die Bundesregierung mit Damaskus in Kontakt stehe, sagte Baerbock: „Wir sind mit allen Akteuren in Verbindung, mit denen wir jetzt erreichen können, dass die Hilfe ankommen kann.“

Dem Sender TRT World zufolge konnten in der Türkei bislang etwa 8000 Menschen aus den Trümmern gerettet werden. Eine Reporterin des Fernsehkanals berichtete über den verzweifelten Kampf gegen die Zeit: „Die Retter weigern sich aufzugeben.“ Aber die Momente der Freude über eine weitere Rettung würden immer seltener.

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