Oberhof – Die Bobbahn im thüringischen Oberhof wird meist im Zusammenhang mit sportlichen Rekorden erwähnt. Zuletzt fand dort Ende Januar die Rennrodel-WM statt. Der Eiskanal wird aber auch für Gästeveranstaltungen genutzt. Dabei kam es am Donnerstagabend zu einem tragischen Unfall, bei dem ein 45-Jähriger ums Leben kam.
„Offensichtlich befanden sich sowohl ein Viererbob als auch ein Doppel-Schlauchring – ein sogenannter Icetube – aus bislang ungeklärter Ursache gleichzeitig in der Bahn. Im Auslaufbereich prallten diese aufeinander“, gab die zuständige Landespolizeiinspektion Suhl am Freitag bekannt. Der getötete Mann soll sich in einem dieser Schlauchringe befunden haben, mit dem auch Laien die Bahn befahren können. Seine 41-jährige Mitfahrerin erlitt schwere Verletzungen. In dem am Unfall beteiligten Vierer-Bob saß demnach der thüringische Staatssekretär Torsten Weil (Linke), wie das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft am Freitag bestätigte. Bei den weiteren Mitfahrern habe es sich um eine Mitarbeiterin des Ministeriums sowie einen Mitarbeiter von Thüringen Forst gehandelt. Der Unglücksbob sei demnach von einem professionellen Bobfahrer gelenkt worden, wie es bei den Gästeveranstaltungen üblich ist. Viererbobs, die ein Mindestgewicht von 210 Kilogramm ohne Crew haben, fahren als „Bob-Taxis“ herunter. Die Insassen sitzen bereits und müssen nicht wie die Sportler in kürzester Zeit in das Gefährt reinspringen. Mit der vierköpfigen Mannschaft hat ein Viererbob ein Gesamtgewicht von 630 Kilogramm. Wie es zu der tödlichen Tragödie kommen konnte? Diese Frage ist jetzt Gegenstand polizeilicher Ermittlungen.
Noch sind viele Fragen zum Unfallhergang offen. Nur eines steht fest: Nie hätten sich zwei Gefährte gleichzeitig auf der Bahn und im Auslauf befinden dürfen. Ein Gutachter sei laut Polizeiinspektion Suhl mit der Unfallrekonstruktion beauftragt worden. Die Kriminalpolizei ermittelt. Den Beamten liegt unter anderem das Video eines Augenzeugen vor, der den Start des Bobs filmte. Laut einem Mitarbeiter des Zweckverbandes Thüringer Wintersportzentrum ist darauf zu sehen, dass die Ampel beim Start des Bobs auf Grün stand. „Wir stehen unter Schock und sind zutiefst über das Geschehene bestürzt“, sagt der Vorsitzende des Zweckverbandes, Hartmut Schubert. Der Verband als Betreiber und Eigentümer stellte den Bahnbetrieb für die laufende Saison sofort ein.
Auch Oberhofs parteiloser Bürgermeister Thomas Schulz rang nach dem tragischen Unglück vom Donnerstag sichtlich nach Worten: „Ich kann das nicht fassen und habe tiefes Mitleid.“ So ein tragischer Unfall sei in seiner 17-jährigen Amtszeit noch nicht passiert, sagte Schulz, der selber schon mehrfach im Gästebob in der Eisrinne saß. „Eigentlich ist es ausgeschlossen, dass zwei Gefährte in der Bahn sind, da ist grundlegend etwas schiefgelaufen“, so Schulz. Wenn geklärt sei, ob menschliches Versagen oder ein technischer Defekt dafür verantwortlich sei, würden daraus Lehren gezogen.
Mit Bestürzung reagierte auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke): „Der schreckliche Unfall auf der Oberhofer Bobbahn hat einem Menschen das Leben genommen.“ Mit den Angehörigen trauere er um den Verstorbenen, hoffe auf schnelle Genesung für die Verunfallten und danke den Helfern, die unermüdlich im Einsatz waren, schriebt Ramelow auf Twitter. sas