Endlich mal den Merkur sehen

von Redaktion

Stuttgart – Mit Umstellung der Uhren auf Sommerzeit taucht in der nun später einsetzenden Abenddämmerung als erstes Gestirn am Westhimmel die Venus auf. Man sieht sie im April lange bevor die anderen Sterne und Planeten sichtbar werden. Die Venus ist Glanzpunkt am Abendhimmel. Sie strahlt so auffällig, dass manche sie nicht als Planeten erkennen, sondern einen Spionageballon oder etwas anderes vermuten. Venus erklimmt die nördlichsten Bezirke des Tierkreises und passiert das sogenannte Goldene Tor der Ekliptik, das von den beiden offenen Sternhaufen Hyaden und Plejaden gebildet wird. Am 10. April zieht die Venus drei Grad südlich an den Plejaden vorbei und passiert am 20. Aldebaran im Stier weit nördlich.

Die Untergänge unseres inneren Nachbarplaneten erfolgen immer später. Am 1. geht Venus eine halbe Stunde vor Mitternacht unter, am Monatsende erst eine halbe Stunde nach Mitternacht. Die Sichel des zunehmenden Mondes kommt am 23. bei Venus vorbei. Das dürfte einen interessanten Anblick am Himmel geben.

Auch Merkur ist im April am Abend zu sehen, was sonst im Jahr nie der Fall ist. Wer noch nie den kleinsten Planeten im Sonnensystem mit eigenen Augen gesehen hat, sollte die Gelegenheit nutzen. Die günstigste Zeit, um Merkur zu beobachten, sind die Tage vom 3. bis 13. April. Gegen 20.30 Uhr wird der flinke Planet in der Abenddämmerung tief am Westhimmel sichtbar. Bald darauf verschwindet er im Horizontdunst. Bis 13. verspäten sich seine Untergänge auf 22 Uhr. Letztmals wird man Merkur unter guten Sichtbedingungen am 16. mit bloßen Augen sehen können.

Saturn taucht allmählich am Morgenhimmel auf. Ab der Monatsmitte kann man mit Aussicht auf Erfolg nach dem Ringplaneten spähen. Saturn wandert durch das Sternbild Wassermann. Der Aufgang des Ringplaneten erfolgt am 1. kurz vor 6 Uhr morgens, Ende April wenige Minuten nach vier Uhr.

Der Ostervollmond strahlt am 6. im Sternbild Jungfrau nahe ihrem Hauptstern Spica. Mit 367 968 Kilometer befindet sich der Mond am 16. in Erdnähe. Nach Einbruch der Nacht sieht man den Großen Wagen hoch über unseren Köpfen, fast im Scheitelpunkt oder Zenit des Himmelsgewölbes. Vom Großen Wagen ausgehend findet man schnell den Polarstern. Man verlängert die Strecke zwischen den beiden hinteren Kastensternen etwa fünf Mal in der Biegerichtung der Deichsel. Dann trifft man auf den Polarstern, auch als Nordstern bekannt. Der mittlere Stern in der Deichsel des Großen Wagens heißt Mizar und dient als Augenprüfer. Normalsichtige sollten neben Mizar ein lichtschwaches Sternchen sehen, Alkor oder das Reiterlein genannt. Denn Alkor reitet gewissermaßen auf der Deichsel des Großen Wagens.

Im Südosten ist das Sternbild Jungfrau aufgegangen mit ihrer bläulichen Sonne Spica. Mit Spica ist das Frühlingsdreieck nun komplett. Spica ist mit 260 Lichtjahren der entfernteste der drei Sterne des Frühlingsdreiecks, zu dem noch Arktur und Regulus gehören. HANS-ULRICH KELLER

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