Immer mehr Menschen wollen Körper spenden

von Redaktion

Gießen/Mainz/Berlin – Sie spenden ihren kostbarsten Besitz für die Wissenschaft: Eine wachsende Zahl von Menschen ist bereit, ihren Körper nach dem Tod für Lehrzwecke einer Anatomie zur Verfügung zu stellen. Vor allem für Mediziner ist die Arbeit an Leichen ein unersetzlicher Baustein ihrer Ausbildung – um später Krankheitsdiagnosen und Todesursachen feststellen, Operationen und andere Behandlungen durchführen zu können. Universitäten sind deshalb dankbar für Körperspenden – doch vielerorts übersteigt die Zahl der Spendewilligen die Kapazitäten.

Die Anatomie der Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen beispielsweise bekommt bereits seit einiger Zeit deutlich mehr solche Angebote, als sie annehmen kann. Rund 25 bis 40 Körperspenden benötigt man dort pro Jahr – bei einer dreistelligen Zahl von Anfragen und knapp 2100 Registrierten. Als Beweggrund gäben Interessenten in den meisten Fällen an, der Wissenschaft einen Dienst erweisen und den Medizinernachwuchs bei der Ausbildung unterstützen zu wollen, sagt Christina Nassenstein, Leiterin der Prosektur am JLU-Institut für Anatomie und Zellbiologie.

Ähnlich ist es in der Anatomie der Mainzer Universitätsmedizin. Um die 100 potenzielle Körperspender nimmt sie pro Jahr in die Kartei auf – für 2023 sei diese Zahl bereits Mitte Februar erreicht gewesen, sagt der Leiter der Prosektur der Mainzer Unimedizin, Sven Schumann. „Wir müssen leider viele Interessenten vertrösten, weil die Spendenbereitschaft so hoch ist.“ Grundsätzlich sei man aber froh um jeden, der sich meldet: Der menschliche Körper in seiner Vielfalt lasse sich auf diesem Weg am besten begreifen.

Ist die Arbeit an den Toten in der Anatomie beendet, werden sie bestattet – in Gießen ist dafür auf dem Neuen Friedhof eigens ein Urnenfeld reserviert. Einmal jährlich findet dort eine Trauerfeier und Beisetzung statt, an der neben Angehörigen auch Studierende und Lehrende der Universität teilnehmen.

Die Unimedizin der Berliner Charité wiederum erhebt eine Kostenpauschale zur Begleichung der Bestattungskosten, ebenso wie die Anatomie der Universität Köln. Man sehe sich finanziell nicht in der Lage, die Kosten alleine zu tragen. Daher muss laut einem Informationsblatt „zu den anfallenden Bestattungskosten von den Körperspendern ein Zuschuss in Höhe von derzeit 1100 Euro vorab getragen werden“, heißt es in Köln.

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