Lebt der verschollene Tegelmann-Chef?

von Redaktion

Überwachungsaufnahmen sollen den für tot erklärten Karl-Erivan Haub in Moskau zeigen

München – Aus diesem Stoff werden Krimis gemacht: ein Multimilliardär, der nach einer Skitour jahrelang spurlos verschwindet. Der Verbindungen zu dubiosen russischen Agenten hatte – und nun womöglich in Moskau gesichtet wurde, obwohl er längst für tot erklärt wurde. Was nach James-Bond-Drehbuch klingt, könnte tatsächlich das Schicksal des verschollenen Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub sein.

Neueste Enthüllungen von RTL und Stern weisen darauf hin, dass Haub, der vor zwei Jahren offiziell für tot erklärt wurde, noch am Leben sein könnte – und zwar in Russland. Der Unternehmer verschwand am 7. April 2018 beim Skifahren in den Schweizer Bergen – was folgte, war eine der größten Suchaktionen, die es jemals in den Schweizer Alpen gegeben hat. Schon damals war das Verschwinden dubios: Haub hatte in der Nacht zuvor lange Telefonate mit der Russin Veronika E. geführt. Die mysteriöse Russin aus St. Petersburg soll Verbindungen zum russischen Geheimdienst FSB haben. Haub hat sie bereits im Jahr 2008 in Moskau kennengelernt. Welche Beziehung die beiden geführt haben, ist allerdings unklar – in geheimen Ermittlungsdokumenten wurde laut dem Bericht aber nicht ausgeschlossen, dass es sich bei Veronika E. um Haubs heimliche Geliebte handeln könnte.

Karl-Erivan Haub wurde das letzte Mal gesehen, als ihn eine Überwachungskamera am Lift des Klein Matterhorns aufnahm. Sein Handy hatte ab dem Zeitpunkt kein Signal mehr. In den Wochen darauf durchsuchten Bergretter hunderte Bergspalten und nutzten Geräte, die auch ausgeschaltete Handys aufspüren können. Von Haub blieb aber keine Spur.

Nun sollen mehrere Fotos von Haub in Moskau aufgetaucht sein. Sie wurden dem Bericht von RTL und Stern zufolge mithilfe eines israelisch-amerikanischen Ermittlungsunternehmens über das biometrische Überwachungssystem in Moskau gewonnen. Besonders pikant: Diese Fotos sollen Karl-Erivans Bruder, Christian Haub, bereits im Mai 2021 vorgelegen haben. Trotzdem wurde der Multimilliardär kurz darauf für tot erklärt. Christian Haub erhielt nach der Todeserklärung die Milliardenanteile von Karl-Erivan Haub.

Ob Christian Haub vom Abtauchen seines Bruders gewusst hat, bleibt offen. In einem Statement behauptet er, dass es „bis heute keine stichhaltigen Beweise und letztlich auch kein stichhaltiges Motiv gibt, die die Richtigkeit der alternativen Theorien stützen würden“. Allerdings ist eine „erfolgsabhängige Vergütung“ an den Sicherheitschef von Tengelmann auffällig, die an ein Auffinden von Karl-Erivan Haub in Russland geknüpft war: Offenbar wurde dem Ermittler eine sechsstellige Summe überwiesen.

Die RTL-Journalistin Liv von Boetticher hat zweieinhalb Jahre zu dem Verschwinden des Multimilliardärs recherchiert – und die Ergebnisse auch in ihrem Buch „Die Akte Tengelmann“ zusammengetragen. Darin spielen auch zwei externe Ermittler eine wichtige Rolle: ein ehemaliger Stasi-Verbindungsoffizier und ein ehemaliger Mitarbeiter des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) der Bundeswehr. Die beiden leiteten demnach ein Team von Privatermittlern, das auch nach Russland reiste, um nach Haub zu suchen. Ein anonymer Anrufer habe sie aber dazu aufgefordert, die Ermittlungen abzubrechen und heimzureisen. Mittlerweile sind sowohl der Stasi-Offizier als auch der MAD-Mitarbeiter verstorben.  kab

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