London – Das Verhältnis zwischen Prinz Harry und den Medien gilt als zerrüttet, heute wird der Sohn von König Charles III. in einem Prozess gegen die Boulevardzeitung „Mirror“ aussagen – als erster Royal in einem Gerichtsprozess seit mehr als 130 Jahren. Eigentlich sollte er bereits gestern aussagen, allerdings erschien er überraschend nicht und ließ sich von seinem Anwalt entschuldigen. Harry hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die britischen Medien zu verändern. Er hat mehrere Verfahren gegen Verlage angestoßen:
Boulevardpresse rings um den „Mirror“
Harry und andere Prominente haben die Herausgeber der Boulevardzeitung „Mirror“ auf Schadenersatz verklagt, weil diese mit gesetzeswidrigen Methoden wie Telefon-Hacking an ihre Information kommen soll. Das Vorgehen des Medienhauses Mirror Group Newspapers (MGN) gegen den Prinzen ist einer von vier repräsentativen Fällen, die derzeit vor dem Obersten Gerichtshof in London verhandelt werden.
Der MGN-Konzern – Herausgeber des „Mirror“, des „Sunday Mirror“ und der „Sunday People“ – hat vor dem Prozess „einige Beweise“ für illegale Beschaffung von Informationen anerkannt, unter anderem für einen Artikel über Harry. Aber das Unternehmen bestreitet kategorisch, Sprachnachrichten abgefangen zu haben.
Privatsphäre-Klage gegen „Daily Mail“
Prinz Harry und Prominente wie Elton John haben die Herausgeber der Boulevardzeitungen „Daily Mail“ und „The Mail on Sunday“ wegen Verletzung ihrer Privatsphäre verklagt. Die Kläger werfen dem Verlagshaus Associated Newspapers vor, illegale Methoden bei der Beschaffung von Informationen angewandt zu haben, zum Beispiel den Einsatz von Privatdetektiven, das Abhören von Telefonen und Betrug. Das Verlagshaus hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Ein Urteil steht noch aus. Die „Daily Mail“ ist nach Angaben von Branchenexperten die britische Boulevardzeitung mit den meisten Online-Lesern.
„Daily Mail“-Verleumdungsklage
In einer weiteren Klage wirft Harry der „Daily Mail“ Verleumdung wegen eines Artikels über seinen Streit mit der britischen Regierung über die Sicherheitsvorkehrungen für ihn vor. Der Prinz wollte ursprünglich vor Gericht durchsetzen, dass er zusätzliches Sicherheitspersonal – gestellt von der Regierung – für Aufenthalte in Großbritannien anheuern darf. Er war im Mai mit diesem Anliegen vor Gericht gescheitert.
Die „Daily Mail“ hatte im Februar geschrieben, dass der Prinz den Konflikt geheim halten wollte – dagegen geht Harry vor. Das Verlagshaus argumentiert, dass der umstrittene Artikel Harrys Ruf nicht „schwer“ geschadet habe, sondern eine „ehrliche Meinung“ äußere. Die Anwälte des Prinzen verlangen, dass das Gericht die Argumente der „Daily Mail“ zurückweist, ohne dass es zum Prozess kommt. Eine Entscheidung steht noch aus.
Klage gegen „The Sun“
Auch die Boulevardzeitung „The Sun“, die zum Medienimperium des Großverlegers Rupert Murdoch gehört, ist von Harry wegen mutmaßlicher gesetzeswidriger Beschaffung von Informationen verklagt worden. Das Medienhaus News Group Newspapers will, dass die Klage ohne Verfahren abgewiesen wird, da sie zu spät eingereicht worden sei. Harry argumentiert jedoch, dass die Verzögerung damit zu tun habe, dass die Verleger eine „geheime Abmachung“ mit der Königsfamilie über derartige Auseinandersetzungen hätten. Auch Schauspieler Hugh Grant hat eine ähnliche Klage gegen die Mediengruppe vorgebracht und der Oberste Gerichtshof hat sie zugelassen.