New York/Washington – Luftqualität im tiefroten Bereich, Baseball-Spiele verschoben, Flugverkehr eingeschränkt: Waldbrände in Kanada haben Teile der US-Ostküste in dichten Rauch gehüllt. In der Millionenmetropole New York haben die Brände für die schlechteste Luftqualität seit Jahrzehnten gesorgt. Zeitweise lag die ganze Stadt in einem orangenen Dunst. Ein verbrannter Geruch lag in der Luft, war fühlbar in Hals sowie Augen und sorgte für Kopfschmerzen.
Am Donnerstag breiteten sich die Schwaden weiter nach Süden und Westen aus. Unter anderem Metropolen wie Philadelphia und Washington wurden eingehüllt, auch weiter westlich in Städten wie Detroit und Baltimore waren die Auswirkungen zu spüren. Am Wochenende könnte sich die Situation aber in weiten Teilen des Landes wieder verbessern, kündigten Experten an.
Die Gouverneurin des Bundesstaats New York, Kathy Hochul, sprach von einer „Notfallkrise“ und kündigte an, eine Million Mund-Nasen-Masken zu verteilen. Manhattans Stadtteilbürgermeister Mark Levine schrieb: „Die Luftqualität verschlechtert sich rapide.“ Der gemessene Wert sei „mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie der höchste Grad an Gesundheitsgefährdung auf der Skala der US-Regierung“.
UN-Generalsekretär António Guterres veröffentlichte ein Foto von sich auf Twitter, das ihn im UN-Hauptquartier vor einer deutlich von Rauch eingehüllten New Yorker Skyline zeigte. „In unserem UN-Hauptquartier können wir die sich verschlechternde Luftqualität fühlen, während der Rauch von den Waldbränden in Kanada nach Süden zieht“, schrieb Guterres dazu. „Angesichts des Anstiegs der globalen Temperaturen muss das Risiko von Waldbränden dringend gesenkt werden. Wir müssen Frieden mit der Natur schließen. Wir können nicht aufgeben“, sagte der UN-Generalsekretär.
Die Menschen in New York wurden aufgefordert, sich so weit wie möglich drinnen aufzuhalten, anstrengende körperliche Aktivitäten zu vermeiden und die Fenster zu schließen. An Schulen und Kindergärten wurden sämtliche Outdoor-Aktivitäten abgesagt, viele andere Veranstaltungen unter freiem Himmel sowie einzelne Theatervorführungen wurden ebenfalls abgesagt. Auf den Straßen waren deutlich weniger Menschen als sonst unterwegs, viele trugen die aus der Pandemie bekannten Masken.
Auch die US-Hauptstadt Washington rund 370 Kilometer weiter südlich lag unter einer dichten Dunstglocke, in der Luft hing beißender Brandgeruch. In Teilen der US-Ostküstenregion galt die höchste Luftqualität-Warnstufe. US-Präsident Joe Biden sprach von einem „krassen“ Hinweis auf die Folgen des Klimawandels und kündigte die Entsendung weiterer Löschtrupps nach Kanada an. Der Zoo von Washington schloss aus Sorge „um die Sicherheit unserer Tiere, unserer Mitarbeiter und unserer Besucher“ vorübergehend seine Tore. Washingtons Baseball-Team sagte ein Spiel ab. Die Schulen der US-Hauptstadt sagten sämtliche Veranstaltungen im Freien wie Sport ab, auch die Pausen mussten die Schüler in den Klassenräumen verbringen.
Die Flugverkehrsbehörde FAA teilte mit, der Verkehr zu und von Flughäfen im Raum New York City sowie in Philadelphia sei aufgrund der schlechten Sicht eingeschränkt worden. Es kam zu großen Verspätungen.
In der kanadischen Provinz Québec loderten am Donnerstag weiterhin mehr als 150 Waldbrände, davon fast 90 außer Kontrolle. Das Risiko für den Ausbruch weiterer Brände wurde von den Behörden als „extrem“ eingestuft.