Athen – Nach dem Schiffsunglück im Mittelmeer mit mehreren hundert ertrunkenen Flüchtlingen aus Afrika läuft jetzt die Suche nach den Schuldigen. Die griechischen Behörden baten am Wochenende die europäische Polizeibehörde Europol um Hilfe bei den Ermittlungen. Neun mutmaßliche Schleuser, die an Bord des untergegangenen Kutters waren, gerettet und dann festgenommen wurden, sollen einer großen Bande angehören. Die Fahnder wollen jetzt die Hintermänner des Schleuserrings ermitteln – insbesondere in Ägypten und Italien. Die Küstenwache setzte sich gegen Vorwürfe zur Wehr, bei ihrem Einsatz am Mittwoch den Tod der bis zu 700 Menschen an Bord des Schiffes in Kauf genommen zu haben. Angeblich bot ein Patrouillenboot Hilfe an – was von den Menschen an Bord des Kutters aber abgelehnt worden sei. Zudem müssen die 78 geborgenen Todesopfer identifiziert und die 104 Überlebenden registriert werden. An der Unglücksstelle wurde weiter gesucht – ohne Erfolg. Hoffnung, jetzt noch Überlebende zu finden, gibt es keine mehr. Die Katastrophe vor Griechenlands Küste löste international Entsetzen aus. Gemeinsam mit der italienischen Polizei und der europäischen Polizeibehörde Europol wollen die Griechen nun die Drahtzieher der Schleuserbande ermitteln. Nach dem Unglück wurden neun Ägypter zwischen 20 und 40 Jahren festgenommen, die zu den Überlebenden gehören. Die Bande soll in den vergangenen Monaten bis zu 18 Fahrten übers Mittelmeer aus Libyen nach Italien organisiert haben. Einer der Männer habe zugegeben, Geld dafür erhalten zu haben, um während der Reise Arbeiten am Schiff vorzunehmen, berichteten griechische Medien. Die anderen Männer sollen bislang alle Vorwürfe abstreiten.
Von vielen Seiten gab es Vorwürfe, dass die Küstenwache nach Entdeckung des Kutters nicht eingeschritten sei. Einige Medien zitierten Überlebende, die Küstenwache habe den Untergang sogar erst verursacht, indem sie das Boot Richtung Italien habe schleppen wollen. Am Sonntag veröffentlichte die Zeitung „Kathimerini“ das Protokoll eines Berichts, den der Kommandeur des Patrouillenboots 920 seinen Vorgesetzten gegeben habe.