Drama an der Titanic

von Redaktion

U-Boot auf dem Weg zum Wrack verschollen – Fünf Personen vermisst – Atemluft wird knapp

Boston/St. John’s – Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn in dem verschollenen U-Boot wird der Sauerstoff knapp. Noch seien für die fünf Insassen etwa 40 Stunden Atemluft übrig, sagte Jamie Frederick, der Koordinator der US-Küstenwache, am Dienstagnachmittag (Ortszeit) in Boston. Es sei eine hochkomplexe Suche. Man arbeite „rund um die Uhr“ daran, das Boot zu finden; bis Dienstag aber erfolglos. „Heute haben diese Suchbemühungen keine Ergebnisse erbracht“, sagte Frederick. Das Boot wird schon seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst.

Doch was ist passiert? Das Unternehmen Oceangate Expeditions bietet mit dem sieben Meter langen U-Boot „Titan“ Tauchgänge an – zum Wrack der 1912 gesunkenen „Titanic“, die in 3800 Meter Tiefe liegt. Am Sonntag startete eine fünfköpfige Besatzung die Unterwasser-Tour im Nordatlantik. Doch nach etwa einer Stunde und 45 Minuten verlor das kanadische Begleitschiff „Polar Prince“ den Kontakt. Seither ist Funkstille.

„Wir setzen alle verfügbaren Mittel ein, um sicherzustellen, dass wir das Schiff lokalisieren und die Menschen an Bord retten können“, sagte John Mauger, Kommandant der US-Küstenwache. Mittlerweile gibt es weitere Details zu den fünf vermissten Insassen: An Bord sind der milliardenschwere britische Abenteurer und Unternehmer Hamish Harding und der französische „Titanic“-Experte Paul-Henri Nargeolet. Auch der pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn Suleman sind Passagiere. Um die beiden letztgenannten bangt vor allem eine gebürtige Rosenheimerin: Christine Dawood, Frau von Shahzada und Mutter von Suleman. Zwar lebt die Familie in Großbritannien – familiäre Verbindungen nach Oberbayern gibt es aber noch immer. Der fünfte Passagier soll der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush, sein. Das berichteten mehrere Medien.

Kommandant Mauger sagte, nun gehe es zunächst darum, das Tauchboot an der Wasseroberfläche oder in der Tiefe des Ozeans aufzuspüren. Dafür würden mehrere Flugzeuge und Schiffe sowie Bojen mit Sonar an Bord eingesetzt. Erst wenn der genaue Ort des Bootes klar sei, könne eine mögliche Rettung gestartet werden. Bei der groß angelegten Aktion arbeitet die US-Küstenwache mit kanadischen Einsatzkräften sowie privaten Booten und Handelsschiffen an der vermuteten Stelle rund 1500 Kilometer östlich der US-Metropole Boston zusammen.

Das Unternehmen Oceangate Expeditions bietet Fahrten vom Heimathafen St. John’s auf der kanadischen Insel Neufundland für 250 000 Dollar (229 000 Euro) pro Person an. Dabei handelt es sich bei der „Titan“ im engen Sinne um ein Tauchboot, nicht um ein U-Boot, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfährt.

Laut dem Reporter David Pogue vom US-Sender CBS, der die Fahrt letztes Jahr gemacht hat, habe das Gefährt einen improvisierten Eindruck gemacht. „Man steuert dieses U-Boot mit einem Xbox-Gamecontroller.“ Ein Teil des Ballasts bestehe aus Baurohren. Falls das Boot eingeklemmt werde oder leckschlage, „gibt es kein Back-up, keine Rettungskapsel“.

Auch Arthur Loibl aus Straubing war bereits an Bord. Als er 2021 den Tauchgang wagte, hatte es zuvor elektrische Probleme und Schwierigkeiten an einem Stabilisationsrohr gegeben, erzählt er unserer Zeitung. Zehneinhalb Stunden war er unter Wasser. „Platzangst darf man darin nicht haben“, sagt Loibl. Der Ex-U-Boot-Offizier Frank Owen sieht die größte Herausforderung für die Insassen darin, ruhig zu bleiben und nicht zu viel Sauerstoff zu verbrauchen.

In dem Boot herrschen äußerst schwierige Bedingungen. „Es wird heiß sein“, sagte der Ozeanologe Simon Boxall von der Uni Southampton. Außerdem herrsche enormer Druck. „Also sind sie völlig darauf angewiesen, dass das Tauchboot gefunden wird.“ Selbst wenn es über Wasser schwimmen sollte, muss es von außen geöffnet werden, sagt Loibl.  hud/dpa

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