Bangkok/Denpasar – Die indonesische Urlaubsinsel Bali macht zuletzt wochenlang Schlagzeilen – nicht mit Tempeltänzen und Traumstränden, sondern mit ungenierten Touristen. Einige werden gar ausgewiesen, nachdem sie nackt auf dem heiligen Vulkan Agung oder an anderen sakralen Orten posiert haben. Auch sind die vielen Besucher, die mit gemieteten Motorrollern alle Verkehrsregeln missachten, den Behörden ein Dorn im Auge. Der Provinzgouverneur reagiert mit harten Maßnahmen, will Klettertouren auf die heiligen Berge und den Verleih von Motorrädern stark reglementieren. Auch andernorts geben Touristen oft kein gutes Bild ab. Ein Überblick über weltweite Fehltritte:
. Italien: Der jungste Vorfall passierte in Rom. Ein Tourist hat in dem berühmten Kolosseum in Rom eine Mauer zerkratzt. Der junge Mann ritzte mit einem Schlüssel den Namen seiner Freundin in das Mauerwerk. Ein anderer Besucher des bei Touristen sehr beliebten Amphitheaters im Herzen der italienischen Hauptstadt filmte die Tat. In den Sozialen Medien reagierten viele User verärgert. Der italienische Kulturminister, Gennaro Sangiuliano, zeigte sich empört und verurteilte die Kritzelei.
. Neuseeland: Eine britische Großfamilie erregt 2019 durch ihr unverschämtes Benehmen so viel Aufsehen, dass die Geschichte mittlerweile als Musical-Satire im Theater zu sehen ist: „The Unruly Tourists“ (etwa: Die ungezogenen Touristen) heißt das Bühnenstück – nach dem Spitznamen, unter dem die dreiste Sippe berühmt wurde. Die Gruppe vermüllt damals nicht nur Strände und stiehlt in Tankstellen, sondern weigert sich auch, in Restaurants zu bezahlen, und pöbelt jeden an, der ihr Verhalten kritisiert. Einheimische filmen die respektlosen Aktionen und stellen die Videos online. Tausende Neuseeländer forderten per Petition die Ausweisung der „Touristen aus der Hölle“. Die erhalten daraufhin einen Abschiebe-Bescheid.
. Nepal: Der Mount Everest lockt Bergsteiger aus aller Welt – und die rücken mit jeder Menge Ausrüstung an. Das Resultat: Der 8848 Meter hohe Himalaya-Koloss gilt mittlerweile als „höchstgelegene Müllhalde der Welt“. Speziell im Basislager türmen sich zurückgelassene Zelte, Kleidung, Gaskocher, Verpackungen und Sauerstoffflaschen. Inzwischen verlangen Expeditionsfirmen von Kunden ein Müllpfand von 4000 Dollar (rund 3700 Euro). Wenn diese dabei erwischt werden, wie sie Unrat auf dem Berg zurücklassen, wird das Geld einbehalten. Seit einigen Jahren hilft die nepalesische Armee dabei, die Abfälle einzusammeln. Allein in der diesjährigen Frühlingssaison seien 13 621 Kilo zusammengekommen, heißt es aus dem Tourismusministerium.
. Spanien: Auf der Urlaubsinsel Mallorca sorgen Sauf-Exzesse und rüpelhaftes Benehmen regelmäßig für Negativschlagzeilen. Die Deutschen konzentrieren sich dabei auf den Ballermann, die Briten auf Magaluf.
. Ägypten: Dem Land sind seine Pyramiden heilig. Einen der schwersten Fehltritte leistet sich 2018 ein dänischer Fotograf, der mit seiner Partnerin nachts auf die berühmte Cheopspyramide klettert, was an sich schon strengstens verboten ist. Dann aber fotografiert und filmt er sich dort beim – zumindest angedeuteten – Sex. . Mexiko: Auch die bedeutende Maya-Ruinenstätte Chichén Itzá ist für ihre Pyramiden berühmt, die ebenfalls nicht bestiegen werden dürfen. Dennoch haben seit November mindestens eine Frau und zwei Männer die steilen Steintreppen der Hauptpyramide Kukulkán auf der Halbinsel Yucatán erklommen. Beamte holen sie wieder herunter. Empörte Besucher beschimpfen die Touristen daraufhin und versuchen, sie zu schlagen und mit Flaschen zu bewerfen.
. Indonesien: Nicht nur auf Bali, auch in der muslimischen Provinz Aceh hat sich ein Tourist kürzlich krass danebenbenommen. Der Australier rennt Ende April auf der Surfer-Insel Simeulue nackt und betrunken aus seiner Unterkunft und greift wahllos Passanten an. Dabei verletzt er einen Fischer. Der 23-Jährige wird festgenommen, laut der islamischen Rechtssprechung der Scharia drohten ihm bis zu 40 Peitschenhiebe. Er kommt aber milde davon: Nachdem er Schadenersatz in Höhe von umgerechnet rund 15 000 Euro an sein Opfer gezahlt hat, wird der Mann ausgewiesen. . USA: Parkhüter in dem für seine Geysire, Grizzlybären und Bisonherden berühmten Yellowstone-Nationalpark mahnen Urlauber an, von Wildtieren Abstand zu halten. Dennoch verursacht ein Tourist aus Hawaii im Mai den Tod eines Bison-Kälbchens. Er hat das Neugeborene an einem Fluss aufgelesen und dabei angefasst. Das Tier wird von seiner Herde verstoßen und muss eingeschläfert werden. Die Parkverwaltung brummt dem Mann eine Strafe von über 1000 Dollar (910 Euro) auf. Für solch ignorante Besucher gibt es in der Region bereits eine Wortschöpfung: „Tourons“ (aus „Touristen“ und „Morons/Idioten“). Auf der Instagram-Seite „Tourons of Yellowstone“ sind hunderte Fotos und Videos zu sehen, in denen Urlauber-Fehlverhalten bloßgestellt wird.
. Malaysia: In der Hauptstadt Kuala Lumpur wird derzeit das zweithöchste Gebäude der Welt gebaut: Der 678,9 Meter hohe Wolkenkratzer Merdeka 118. Vor der offiziellen Eröffnung, die für Ende des Jahres geplant ist, gilt für Unbefugte: Betreten strengstens verboten. Dennoch schleicht sich ein Touristenpaar aus Russland Ende 2022 in den Turm und klettert auf die Spitze. Fotos der beiden gehen viral – sehr zum Ärger der Behörden.
. Peru: In Peru sorgen mehrere Touristen 2020 für Empörung, als sie sich illegal Zutritt zu der Inka-Ruine Machu Picchu verschaffen, einen Stein aus einer Mauer brechen und in der Ruinenstadt sogar ihre Notdurft verrichten. Fünf Touristen aus Chile, Frankreich, Brasilien und Argentinien werden festgesetzt und abgeschoben. Der mutmaßliche Haupttäter muss sich in Peru wegen Beschädigung von kulturellem Erbe verantworten. Täglich besuchen bis zu 4000 Touristen die Welterbestätte.