. 1970er: Das war in Deutschland oft noch die Zeit von Bowle und Kalter Ente, Eierlikör, Bier und Korn. Gehobene Cocktail-Kultur war vielen Menschen damals hierzulande noch fremd.
. 80er: Grelles Jahrzehnt, bunte Drinks wie Grüne Witwe (O-Saft/Blue Curacao) oder sahnige wie Piña Colada und Baileys waren angesagt. Manche Schickis tranken auch schon den Champagner-Cocktail Kir Royal, nach dem auch Helmut Dietl seine Persiflage-Serie über die Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft benannte.
. 90er: Das Cocktail-Trinken kam erst richtig auf – zunächst vor allem tropisch anmutende Kreationen wie Caipirinha, Mai Tai, Mojito.
. Um 2000: Im Rave-Zeitalter wurden Energy-Drinks gepusht, vor allem Red Bull (etwa mit Wodka). Ende der 90er sprach alle Welt plötzlich über die süßen Alkopops (Spirituosen-Mischgetränke). In Clubs wurde gezielt der frühere Altherren-Drink Jägermeister beworben und cool.
. Nach 2000: In die Nullerjahre schwappte wegen der erfolgreichen Serie „Sex and the City“ der Cranberry-Wodka-Cocktail Cosmopolitan hinüber. Moscow Mule mit Ginger Beer (Ingwerlimo), gern aus der Kupfertasse, und der Whisky-Wermut-Drink Manhattan waren plötzlich in vieler Munde.
. Ab 2005: Hugo (Prosecco, Holunderblütensirup, Minze, Mineralwasser) und Aperol Spritz (3 Teile Prosecco, 2 Teile Aperol und 1 Teil Sodawasser) wurden in Mitteleuropa zum Massenphänomen. Feuilletonisten sprechen zudem angesichts einer Limonadenmarke und des großstädtischen Öko-Bürgertums vom „Bionade-Biedermeier“.
. Ab 2010: Im vergangenen Jahrzehnt erlebte Gin Tonic eine Renaissance, inklusive Gin-Boom. Der Hype um Tequila blieb im Vergleich kleiner. Auf dem Biermarkt wurden Natur-Radler hip. Pfeffi (grüner Pfefferminzlikör) erlebte außerdem einen Boom in der Party-Szene.
. Seit 2020: Mit den Corona-Jahren kommt auch der Espresso Martini wieder größer raus (Wodka, Zucker, Kaffeelikör, Schuss Espresso). Mit seiner Kombination aus Alkohol und Koffein verschmelzen bei ihm Rausch-Lust und Fitness-Druck zu einem Zeitgeist-Drink.