Prozess gegen 15-Jährigen nach tödlicher Attacke auf Radlerin

von Redaktion

Ellwangen – Ein Jugendlicher soll im Januar eine Seniorin vom Fahrrad gestoßen haben, an ihren Verletzungen ist die 78-Jährige der Staatsanwaltschaft zufolge einen Tag später gestorben. Gegen den inzwischen 15-Jährigen hat gestern mit der Verlesung der Anklage der Prozess vor dem Landgericht Ellwangen begonnen. Der Fall machte aufgrund des Alters des Verdächtigen Schlagzeilen.

Der Jugendliche soll die 78-Jährige in Bad Mergentheim unvermittelt vom Rad gestoßen haben. Das Motiv ist der Staatsanwaltschaft zufolge unklar, der Jugendliche und die Frau kannten sich demnach nicht.

Zum Tatzeitpunkt war der Junge 14. Wenige Tage davor soll der Beschuldigte laut Staatsanwaltschaft einen Rollstuhlfahrer nach einem Streit umgestoßen haben. Laut Anklage soll er außerdem im Februar zusammen mit einem noch unter 14-Jährigen auf einen Jugendlichen eingeschlagen haben, der am Boden lag.

Immer wieder werden Jugendliche zu Tätern. Laut dem Berliner Psychologen André Ilcin gibt es mehrere Ansätze für mögliche Ursachen: soziokulturelle, psychologische und psychopathologische.

Zu soziokulturellen Faktoren zählt etwa, wenn Jugendliche es milieubedingt schwer haben, weil sie zum Beispiel in Armut aufwachsen. Psychologische Ursachen können demnach Störungen im Sozialverhalten sein, etwa wenn Jugendliche sich in schwierigen Phasen im Leben nicht adäquat regulieren können.

„Aber das ist nicht die Masse“, betont Ilcin. „Die meisten kriegen das schon hin und werden nicht kriminell.“ Der Großteil der Kinder und Jugendlichen hätten ein Bewusstsein für Recht und Unrecht. Ist dieses Bewusstsein eingeschränkt bis nicht gegeben, zum Beispiel durch eine Intelligenzminderung, ist demnach die Rede von psychopathologischen Ursachen.

Laut Juristin Theresia Höynck, Vorstandsmitglied in der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen, bietet das Jugendstrafrecht genug Möglichkeiten, auf junge Straftäter einzugehen.

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