Die Flucht vor den Flammen

von Redaktion

Flammen-Inferno auf Rhodos: 19 000 Menschen sind in Sicherheit gebracht worden

Rhodos – Die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte Griechenlands, verbrannte Hotels, tausende Touristen und Einwohner auf der Flucht: Gewaltige Waldbrände auf der Urlaubsinsel Rhodos waren am Sonntag am sechsten Tag in Folge weiter nicht unter Kontrolle.

Es ist schon die zweite Hitzewelle, die im laufenden Monat Juli ganz Griechenland mit Lufttemperaturen von rund 40 Grad Celsius erfasst. Wegen aufkommender starker Winde wüteten zuletzt bereits riesige Waldbrände im Westen Attikas (Großraum Athen) sowie in Loutraki nahe Korinth. Gegenwärtig besonders betroffen: die Urlaubsinsel Rhodos – mitten in der Hochsaison.

Am Sonntag herrschte auf Rhodos um 15 Uhr Ortszeit ein Wetter, das das Ausbrechen und Ausbreiten von Waldbränden sehr begünstigte: eine hohe Lufttemperatur von 39 Grad Celsius, eine niedrige Luftfeuchtigkeit von 23 Prozent sowie Windstärke 5 (35 km/h) mit plötzlichen Windböen von 55 Kilometer pro Stunde, was besonders gefährlich ist.

Griechischen Medienberichten zufolge kämpfte die Feuerwehr am Sonntag auf Rhodos gegen drei aktive Fronten. Betroffen waren vor allem die Küstenorte Kiotari sowie Gennadi im Südosten der Insel, auch beim Ort Apollon im Inselinneren loderte das Feuer immer wieder auf.

Unterdessen spielten sich an den Stränden der Urlaubsinsel dramatische Szenen ab. Tausende Touristen sowie Einwohner sahen sich bereits am Samstag, dem fünften Tag der Waldbrände auf Rhodos, dazu gezwungen, vor der Feuerwalze die Flucht zu ergreifen. Auch Matthias K. (25) und Sara B. (20) aus der Nähe von Roding im Landkreis Cham in der Oberpfalz machten Urlaub am Badeort Kiotari. Die beiden lagen gerade am Strand, als sie bemerkten, dass immer mehr Rauchschwaden aufkamen. „Die Luft wurde immer dreckiger, zum Atmen war es nicht mehr schön“, erklärt K. gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Kurz darauf mussten auch sie ihr Hotel verlassen – ohne Gepäck. Das Paar wurde zu einem Strand gebracht, von wo aus Boote die Wartenden in Sicherheit brachten. „Es war eine Katastrophe, es war Panik, Kinder haben geschrien, haben Angst gehabt, jeder wollte einfach nur auf so ein Boot“, so K. zum BR. Die beiden wollen nur noch heim. Der Reiseveranstalter sei vollkommen überfordert. „Niemand geht ran, wir bekommen keine Informationen.“

Der deutsche Reisekonzern TUI will bis Dienstag keine Urlauber mehr auf die Insel bringen. Auch der Konzern DER Touristik schränkt sein Reiseangebot nach eigenen Angaben stark ein. Zwar seien noch einige Flüge geplant – sie sollten aber nur noch Urlauber von Rhodos zurückfliegen, sagte eine Sprecherin von TUI. Derzeit habe der Konzern 40 000 Gäste auf Rhodos. „Darunter sind 7800, die vom Feuer betroffen wurden und in Unterkünfte beziehungsweise Hotels evakuiert wurden.“

An der größten Evakuierungsaktion, die jemals bei Waldbränden in Griechenland durchgeführt wurde, waren Schiffe der Küstenwache, private Boote, ein Frachtschiff, eine Passagierfähre und Schlauchboote beteiligt. Nach ersten Schätzungen seien 19 000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Davon seien 16 000 Menschen auf dem Landweg sowie die übrigen 3000 Personen auf dem Wasserweg transportiert worden. Ältere und behinderte Menschen seien mit Polizeifahrzeugen evakuiert worden. In Gesundheitseinrichtungen seien elf Personen mit Atemwegserkrankungen eingeliefert worden. Die Nacht zu Sonntag verbrachten Tausende Touristen sowie Einwohner in Turnhallen, auf Booten, in Sonderbauten und Militäreinrichtungen sowie auf dem Flughafen von Rhodos. Dort warteten Flugzeuge, die sie abholen sollen.

Am Dienstag und Mittwoch steht eine neue Hitzewelle bevor. FERRY BATZOGLOU

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