Oslo – Ihren 50. Geburtstag am morgigen Samstag wird Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen „privat“ feiern – mehr wollte Hofpressesprecher Guri Vape nicht verraten. Ein bisschen vorgefeiert hat die Jubilarin schon vor einem Monat. Da zelebrierte ihr Mann, Kronprinz Haakon, ausgiebig seinen 50. Ehrentag. Die besten Wünsche des Volkes sind Mette-Marit jedenfalls gewiss. Dabei hatte sie es anfangs nicht leicht.
Wären nicht die wilden 90er-Jahre gewesen, hätte Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen, damals nur Mette-Marit Tjessem Høiby, den gebürtigen Kronprinzen Haakon wohl nie kennengelernt. Das Märchen, in dem sie von norwegischen Journalisten als „Aschenputtel der heutigen Zeit“ bezeichnet wurde, begann ausgerechnet auf einem norwegischen Sommer-Rockfestival. Dort trafen sich die beiden das erste Mal. Alles andere als königlich war neben dem Festival auch das wilde Partygirl Mette-Marit. Damals ließ sie keine Feier aus und war bei der Polizei sogar wegen Drogendelikten bekannt. Der Vater ihres ersten unehelichen Sohnes Marius (26) hatte gar eine vorbestrafte Drogendealervergangenheit. Ohne Ausbildung schlug sich Mette-Marit als alleinerziehende Mutter, Kellnerin und Verkäuferin durch.
Dann kam alles anders. Der Kronprinz war ihre Rettung. Dass ausgerechnet diese Mette-Marit den dank seines Titels begehrtesten Junggesellen Norwegens an Land ziehen konnte, war den Untertanen unbegreiflich. Ihr engelhaftes Gesicht und ihr sehr weiches, einnehmendes Gemüt reichten ihnen nicht aus. Vor der Hochzeit 2001 musste sie auf einer Pressekonferenz ihre Sünden eingestehen. „Es war für mich in dieser Zeit wichtig, die Grenzen des Akzeptierten zu überschreiten. Ich habe sehr ausschweifend gelebt und dafür teuer bezahlt“, gestand sie damals und weinte dabei so rührend, dass das Volk ihr verzieh. Heute lieben die Norweger die Prinzessin auch deshalb, weil sie mit ihren Gefühlen nicht hinter dem Berg hält. Die Jahrzehnte an der Seite von Kronprinz Haakon – selbst die Büros des Paares im Schloss liegen direkt nebeneinander – haben Mette-Marits Vergangenheit und vermeintliche Schwächen weggewischt. Es dauerte nicht lange bis sie laut Umfragen gar zum populärsten Mitglied der norwegischen Königsfamilie avancierte. Dies trotz ihrer Vergangenheit und ihrem unehelichen Sohn, der patchworkartig in die königliche Familie integriert wurde. Für Marius sind seine Halbgeschwister Prinzessin Ingrid (19), die einmal Königin wird, und Prinz Sverre Magnus (17) wie richtige Geschwister.
Diese progressive Familienkonstellation ist ungewöhnlich für die eher konservativen Königshäuser Europas. Hakoon wurde wohl der erste Adoptivvater in königlichen Kreisen überhaupt. Die ganze Familie gilt als sehr bodenständig. Etwas, das die Norweger sehr schätzen – ebenso wie Mette-Marits soziales Engagement. Sie ist unter anderem Schirmherrin des Norwegischen Roten Kreuzes und des norwegischen Rats für psychische Gesundheit. Zu ihrem 50. Geburtstag ist Mette-Marit zu einem vollwertigen Mitglied des europäischen Hochadels herangereift. ANDRÉ ANWAR