London – Im dicht gefüllten Auktionsraum des Londoner Traditionshauses Sotheby’s ging es am Mittwochabend ausgelassener als üblich zu. Hunderte Menschen in festlicher Abendgarderobe klatschten lautstark zum Takt des Queen-Klassikers „We Will Rock You“. Zuvor waren in einem viereinhalbstündigen Marathon 59 Gegenstände aus dem Nachlass von Sänger Freddie Mercury für umgerechnet mehr als 14 Millionen Euro unter den Hammer gekommen. Noch bis zum kommenden Mittwoch können Interessenten auch online mitbieten.
Der erste Auktionsabend stand im Zeichen des Welt-Hits von Queen: „Bohemian Rhapsody“. Für einen silbernen Schlangenarmreif, den der 1991 gestorbene Mercury im Musikvideo dazu getragen hatte, kamen die Gebote im Sekundentakt und übertrafen schon nach kurzer Zeit die Erwartungen. Am Ende erzielte das Schmuckstück umgerechnet rund 813 000 Euro – fast das Hundertfache des Schätzwerts.
Ein altes Blatt Papier mit Mercurys handgeschriebenen Notizen für „Bohemian Rhapsody“ wurde für sage und schreibe 1,6 Millionen Euro versteigert. Entwürfe für weitere Lieder, darunter „We Are The Champions“ und „Don’t Stop Me Now“ erzielten ebenfalls hunderttausende Euro. Das höchste Gebot bekam der Stutzflügel, auf dem Mercury „Bohemian Rhapsody“ und viele weitere Songs komponiert hatte. Das Yamaha G2 Baby Grand wechselte für rund zwei Millionen Euro den Besitzer.
Bieter aus 61 Ländern hatten sich registriert. Rund 2000 Menschen waren im Internet dabei. Die rund 1400 Gegenstände, die noch bis kommenden Mittwoch versteigert werden, stammen aus Freddie Mercurys Privathaus in West-London, der „Garden Lodge“. Der Sänger hatte sie seiner langjährigen Freundin Mary Austin (72) vermacht, die sich nun von fast allem trennt. Ein Teil der Erlöse soll an gemeinnützige Stiftungen gehen, darunter der Mercury Phoenix Trust. Da Mercury selbst regelmäßig bei Sotheby’s Dinge ersteigert habe, sei eine Auktion ganz in seinem Sinne, schrieb Austin im Vorwort eines Buchs zur Auktion. Doch nicht jeder ist begeistert.
Queen-Gitarrist Brian May meldete sich kurz vor der Auktion bei Instagram zu Wort. Dass „intimste persönliche Gegenstände und Schriften“ von Freddie Mercury unter den Hammer kommen und „für immer verstreut“ werden, mache dem 76-Jährigen zu schaffen. „Ich kann mir das nicht anschauen“, schrieb May. „Für uns, seine engsten Freunde und seine Familie, ist es zu traurig.“
Für viele Fans hingegen war es faszinierend, einen Einblick in das Privatleben ihres Idols zu bekommen. In einer Ausstellung hatte Sotheby’s zuvor den gesamten Nachlass präsentiert. Rund 140 000 Menschen kamen, um sich die beeindruckende Sammlung von Kunst, Geschirr, edlen Möbelstücken, Kostümen und allerlei teuren Gegenständen anzusehen. PHILIP DETHLEFS