Ein Beef Wellington und drei Tote

von Redaktion

Giftpilz-Mittagsessen bewegt ganz Australien – Köchin beteuert ihre Unschuld

Melbourne/Leongatha – Die Geschichte liest sich wie ein Krimi aus der Feder von Agatha Christie, und sie ist fast genauso mysteriös: Eine Australierin lädt ihre Ex-Schwiegereltern und ein weiteres Ehepaar zum Lunch. Auf den Tisch kommt Beef Wellington. Rinderfilet in knusprigem Blätterteig, verfeinert mit Pilzen. Am Ende sind drei Gäste tot, der vierte überlebt nur um Haaresbreite. Später stellt sich heraus, dass in dem vermeintlichen Gaumenschmaus wohl hochgiftige Knollenblätterpilze lauerten. Wie die toxische Zutat ins Essen kam, bleibt ein Rätsel. Die Köchin, die ins Visier der Polizei geraten ist, beteuert ihre Unschuld.

Erin Patterson, die das fatale Mittagessen zubereitet hat, wird von der Polizei als Verdächtige gehandelt – auch wenn bisher keine Beweise für eine mögliche Straftat vorliegen, wie der bekannte Kriminalreporter John Silvester jetzt in der Zeitung „The Age“ schrieb. „Die Ermittler der Mordkommission müssen der Beweislage so lange folgen, bis sie zu einer Schlussfolgerung kommen, die alle anderen Szenarien ausschließt“, erläuterte er. Und das kann dauern, wie die Polizei des Bundesstaates Victoria selbst zugab.

„Ich bin am Boden zerstört, wenn ich daran denke, dass diese Pilze zur Erkrankung meiner Lieben beigetragen haben könnten. Ich möchte wiederholen, dass ich absolut keinen Grund hatte, diese Menschen, die ich liebte, zu verletzen“, zitierte die australische ABC im August exklusiv aus der Erklärung Pattersons an die Polizei. Zudem habe es sich um die Großeltern ihrer beiden Kinder gehandelt, die Beziehung sei auch nach der Trennung von ihrem Ex-Mann Simon eng gewesen.

Aber was ist an jenem verhängnisvollen Tag im beschaulichen Örtchen Leongatha, zwei Autostunden südöstlich von Melbourne, genau passiert? Es ist der 29. Juli, als Patterson die Eltern ihres Ex-Mannes sowie ein älteres Ehepaar zum Mittagessen in ihr Haus einlädt. Bei den Gästen handelt es sich um Gail und Don Patterson, beide 70 Jahre alt, sowie um Gails Schwester Heather Wilkinson (66) und ihren Mann Ian Wilkinson (68). Später erklärt die Köchin, dass sie das Filet Wellington sowohl mit frischen Champignons aus einem Supermarkt als auch mit getrockneten Pilzen aus einem Asia-Shop zubereitet habe.

Forensische Tests ergaben nun aber zweifelsfrei, dass es sich stattdessen um Giftpilze handelte, allem Anschein nach um den berüchtigten Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), auch „Todeskappe“ genannt.

Als die Gäste Stunden später ahnungslos nach Hause fahren, breitet sich das tödliche Toxin bereits in ihrem Körper aus und zielt auf Leber und Nieren. Die „Daily Mail Australia“ zitierte einen Mediziner mit den Worten, es handele sich um „ein sehr cleveres Gift“, weil es den Körper einer Person auf geradezu katastrophale Weise angreife und im Wesentlichen „die Leber zum Schmelzen bringt“. In der Nacht klagen alle vier Lunch-Gäste über schwere Bauchkrämpfe, die so schlimm werden, dass sie ins Krankenhaus müssen. Innerhalb von einer Woche sind Gail und Don Patterson sowie Heather Wilkinson tot. Ian Wilkinson kämpft fast zwei Monate lang um sein Leben. Erst vor wenigen Tagen konnte er das Krankenhaus verlassen. Die Augen der Öffentlichkeit richten sich sofort auf Erin Patterson. Denn alle fragen sich: Warum wurde sie nicht krank?

Erst in ihrem Schreiben an die Polizei macht sie klar, dass sie ebenfalls Symptome gehabt habe. Am 30. Juli sei sie mit starken Magenschmerzen und Durchfall ins Krankenhaus gekommen, wo sie eine Infusion und ein „leberschützendes Medikament“ erhalten habe. Laut ABC haben die Behörden bestätigt, dass fünf Personen mit Vergiftungserscheinungen behandelt wurden. Während das tödliche Mittagessen die Justiz wohl noch länger beschäftigen wird, sind die Pilzverkäufe im Land deutlich zurückgegangen.

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