Wiesbaden – Beruf, Familie, Bildungsgrad: Je nach Lebenslage kann das Wohlbefinden in Deutschland stark variieren. Eine Studie zeigt, wer in Deutschland zufriedener ist – und wer weniger. Das Ergebnis: Besonders Alleinerziehende haben der Studie zufolge im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen ein eher geringes subjektives Wohlbefinden. Über weniger Lebenszufriedenheit als im Durchschnitt berichten demnach auch Berufstätige, die lange Strecken zum Arbeitsplatz pendeln müssen, wie der „Monitor Wohlbefinden“ des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) ergab, der am Donnerstag in Wiesbaden vorgestellt wurde.
Laut der Studie gaben rund 57 Prozent der Singles mit Kindern an, wenig zufrieden zu sein. Nur knapp 12 Prozent gaben an, sehr zufrieden zu sein. Es zeige sich, dass insbesondere alleinerziehende Eltern im Hinblick auf ihr subjektives Wohlbefinden Unterstützung bräuchten. „Das Wohlempfinden Alleinerziehender war schon vor der Pandemie unterdurchschnittlich, die Pandemiejahre haben das nicht verbessert“, sagte BiB-Direktorin Katharina Spieß. Das könne sich auch maßgeblich auf die im Haushalt lebenden Kinder auswirken.
„Die durchschnittliche Zufriedenheit war durchaus geringer als in den Jahren vor der Pandemie“, sagte Spieß. „Wir schauen aber weniger auf das Absolute, sondern auf die Verteilung. Welche Gruppen besonders zufrieden oder unzufrieden sind.“ Für die Studie seien Bevölkerungsgruppen beispielhaft ausgewählt worden, die etwa für bestimmte Lebensphasen stehen.
Die Wissenschaftler fanden unter anderem heraus, dass Menschen ohne einen akademischen Abschluss unterdurchschnittlich zufrieden sind. Zugewanderte der ersten Generation seien mit ihrem Leben vergleichsweise zufrieden. Die konkreten Gründe für die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit wurden nicht abgefragt. Weitere Erkenntnis: Eine gute Balance aus Nähe und Distanz Erwachsener zu ihren Eltern sei mit einem höheren Anteil von Menschen verbunden, die sich subjektiv wohl fühlen. Das Zusammenleben mit den Eltern gehe bei der erwachsenen Kindergeneration mit einem geringeren Wohlbefinden einher, während eine Entfernung von bis zu 29 Minuten Auto-Fahrzeit insgesamt gesehen eine günstige Konstellation zu sein scheint, schreiben die Forscher.
In Bevölkerungsstudien wurde die Zufriedenheit bislang häufig als Mittelwert beschrieben, wie das BiB erläuterte. „Durchschnittswerte helfen allerdings nur begrenzt, um eine am Menschen orientierte Politik zu gestalten.“ Daher habe der „Monitor Wohlbefinden“ die Ungleichheiten in den Fokus rücken.
Grundlage für die Berechnungen der Forscher sind vorangegangene, repräsentative Studien, und zwar das Familiendemografische Panel „FReDa“ (2021) mit 30 000 Befragten in Deutschland im Alter zwischen 18 und 49 Jahren sowie „Share“ mit Informationen zu Menschen im Alter von 50 Jahren und mehr. Für die aktuelle Share-Studie, ein internationales Umfrageprojekt zu Gesundheit, Altern und Rente in Europa, waren zwischen November 2021 und September 2022 mehr als 4400 Menschen in Deutschland befragt worden. Bei beiden Studien wurde gefragt, wie zufrieden die Menschen mit ihrem Leben auf einer Skala von 0 bis 10 sind.