Vogelgrippe auf Galápagos: Angst ums Paradies

von Redaktion

Puerto Ayora – Rund 1000 Kilometer Wasser trennen die Galápagos-Inseln vom südamerikanischen Festland, doch gegen die aktuell grassierende Vogelgrippe kann selbst der riesige Pazifik keinen Schutz bieten. Trotz der enormen Distanz hat das Virus H5N1 auch den abgelegenen Archipel im Ozean erreicht und gefährdet die einzigartige Tierwelt.

Zuletzt waren dutzende Vögel auf den unbewohnten Inseln Genovesa und Wolf verendet, bei mindestens drei Vögeln wurde das Virus nachgewiesen. „Das ist eine sehr gefährliche Situation, nicht nur für die Meeresvögel, sondern auch für die Seelöwen“, sagte der Direktor des Nationalparks Galápagos, Danny Rueda, in einem Interview.

Nachgewiesen wurde die Vogelgrippe bei Rotfußtölpeln. Sie ernähren sich nur von wenigen Fischarten, die es aufgrund der hohen Wassertemperaturen wegen des El-Niño-Phänomens derzeit nur in weit abgelegenen Gebieten gibt. „Wir gehen davon aus, dass sich die Tiere auf der Suche nach Nahrung weit von den Galápagos-Inseln entfernt und sich dort bei Zugvögeln angesteckt haben“, sagte Rueda.

Die Galápagos-Inseln gehören zu Ecuador und liegen rund 1000 Kilometer westlich der südamerikanischen Küste im Pazifik. Sie sind wegen ihrer besonderen Flora und Fauna seit 1978 Unesco-Weltnaturerbe. Zu den endemischen Arten, die es nur dort gibt, zählen Meerechsen, Landleguane und Darwin-Finken. 1835 besuchte Charles Darwin die Inseln und interessierte sich für ihre Vögel.

Derzeit grassiert die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle, die sich über mehrere Erdteile erstreckt. Der Erreger befällt vor allem Vögel, wurde zuletzt vereinzelt aber auch bei mehreren Säugetieren wie Waschbären, Füchsen und Mardern gefunden. In Südamerika sind bereits tausende Robben und Seelöwen dem Virus zum Opfer gefallen.

„Die größte Gefahr besteht wahrscheinlich für Populationen, die es nur dort gibt und die nicht sehr groß sind“, sagte der Leiter des Instituts für Virusdiagnostik des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Martin Beer. Nach bisherigen Erfahrungen bestehe vor allem für Wasservögel und Arten, die zu diesen Kontakt haben, Gefahr. Singvögel seien hingegen weniger betroffen. Damit besteht zumindest Hoffnung für die berühmten Darwinfinken. „Die, würde ich zumindest sagen, gehören jetzt nicht in die Gruppe, die an vorderster Front gefährdet ist“, sagte Beer.

Zwar seien Krankheiten keine häufige Ursache für das Aussterben von Arten, zitierte die Fachzeitschrift „Science“ den Virologen Thijs Kuiken von der Erasmus-Universität Rotterdam. Allerdings könnten ansteckende Krankheitserreger kleine Populationen an den Rand des Aussterbens bringen. Besondere Sorge bereitet ihm derzeit ein mögliches Überspringen des Virus auf die Antarktis.

Artikel 3 von 11