Sturmflut peitscht an die Ostseeküsten

von Redaktion

Auf Fehmarn wird ein Autofahrer von einem Baum erschlagen, drei Tote in Großbritannien

Kiel/Flensburg – Das Sturmtief über der Ostsee hat am Freitagnachmittag ein erstes Todesopfer in Norddeutschland gefordert. Auf der Ostseeinsel Fehmarn erschlug ein im Sturm umgestürzter Baum einen Menschen in einem Auto. Einzelheiten zur Identität des Opfers gab die Polizei zunächst nicht heraus. Zuvor hatten Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zehn Urlaubern und einem Hund gerettet, die auf ihren Hausbooten auf Fehmarn vom Sturm überrascht wurden.

Der Sturm hatte den Norden Deutschlands schon den ganzen Freitag über beschäftigt. Straßen wurden überschwemmt, Wellen peitschten mit Wucht an die Hafenanlagen, es kam zu diversen Schäden an Land. Und das, obwohl die Sturmflut ihren Höhepunkt erst in der Nacht zu Samstag erreichen sollte. Am späten Freitagabend stand das Wasser in Flensburg schon 2,17 Meter höher als normal – der höchste Stand seit über 100 Jahren.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther dankte allen Helfern. „Das ist eine herausfordernde Situation, und ich bin allen Helferinnen und Helfern sehr dankbar, die zurzeit im Einsatz sind“, sagte der CDU-Politiker. In Kiel nahm der Katastrophenschutzstab des Innenministeriums die Arbeit auf.

Bei Heringsdorf im Kreis Ostholstein wurden mehrere Campingplätze und eine Ferienhausanlage evakuiert, da das Hochwasser fast die Krone des Deichs erreichte. Das sagte ein Campingplatzbesitzer der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend. Noch halte der Deich aber. Die Feuerwehr hatte schon am Nachmittag von rund 110 Einsätzen gesprochen. In Damp musste eine Rehaklinik mit Sandsäcken gesichert werden.

In der Landeshauptstadt wurden mehrere Straßen gesperrt. In Flensburg standen die Straßen am Hafen unter Wasser. Aus Sicherheitsgründen schalteten die Stadtwerke in dem betroffenen Gebiet den Strom ab. Im Kreis Schleswig-Flensburg waren Zehntausende Sandsäcke an die betroffenen Ämter und Gemeinden ausgeteilt worden.

In der Lübecker Bucht trat das Wasser ebenfalls an vielen Stellen über die Ufer. Zudem blockierten ungesicherte Gegenstände sowie umstürzende Bäume teilweise die Fahrbahnen in Lübeck und im Kreis Ostholstein. Auf der Ostsee stellten Fähren zeitweise den Dienst ein. So fuhr in Travemünde die Fähre zum Priwall teilweise nicht mehr, in Kiel wurde die Fördefährlinie eingestellt. Der Sturm über der Ostsee stoppte auch den deutsch-dänischen Fährverkehr auf den Strecken Puttgarden-Rødby und Rostock-Gedser vorübergehend.

Auch in anderen Teilen Europas schlugen die Fluten zu. In Großbritannien starben drei Menschen, zwei davon in Schottland. Eine 57-Jährige wurde in einen Fluss gerissen und konnte nur noch tot geborgen werden. Ein 56-Jähriger starb, als er mit seinem Auto gegen einen umgestürzten Baum fuhr. In der zentralenglischen Grafschaft Shropshire starb zudem ein Mann um die 60, als er von Wassermassen mitgerissen wurde. Im englischen Leeds rutschte ein Flugzeug beim Landen von der Landebahn – Verletzte gab es offenbar nicht.

Mecklenburg-Vorpommern dürfte bei der Sturmflut indes weitgehend glimpflich davon kommen. Bislang gebe es keine besonderen Vorkommnisse, sagte ein Polizeisprecher. Die Kommunen hatten sich auf Überschwemmungen einiger Straßen vorbereitet. Nach den Worten von Umweltminister Till Backhaus (SPD) rechnen die Landesbehörden kaum mit Schäden.

Der Sturm, der an der Ostsee das Wasser ans Land schob, drückte an der Nordsee das Wasser von der Küste weg und verursachte extrem niedrige Wasserstände. Das hatte Auswirkungen auf den Schiffverkehr. Viele Fähren zu den Inseln und Halligen fielen aus.

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