Rätselhafte Lungenkrankheiten bei Kindern

von Redaktion

China: Häufung von Atemwegsinfektionen – Weltgesundheitsorganisation fordert Aufklärung

Peking/Genf – Die Nachrichten lassen aufhorchen und rufen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf den Plan: Im Norden Chinas sind mehrere Fälle von ungeklärten Lungenkrankheiten bei Kindern aufgetreten. Peking beteuert, dass dahinter keine neuen Krankheitserreger stecken. Wie die WHO am Donnerstagabend in Genf mitteilte, antworteten die chinesischen Behörden auf eine Anfrage, es seien keinerlei „ungewöhnliche oder neue Krankheitserreger oder ungewöhnliche klinische Bilder“ festgestellt worden.

Seit Mitte Oktober haben im Norden des Landes im Vergleich zu den Vorjahren Fälle „grippeähnlicher Erkrankungen“ zugenommen. Die WHO forderte Chinas Bevölkerung auf, „Maßnahmen zur Verringerung des Risikos von Atemwegserkrankungen zu ergreifen“. Peking gab gestern zunächst keine offizielle Stellungnahme ab. Die WHO rief die Menschen in China dazu auf, sich impfen zu lassen, sich von Erkrankten fernzuhalten, Masken zu tragen und bei Symptomen zu Hause zu bleiben.

Chinas Nationale Gesundheitskommission hatte am 13. November bei einer Pressekonferenz erklärt, die Zunahme der Atemwegserkrankungen hänge mit der Aufhebung der Corona-Beschränkungen und der Ausbreitung anderer bekannter Krankheitserreger zusammen. Es handelt sich demnach um Grippeviren und Erreger bakterieller Erkrankungen, die vor allem Kinder betreffen. Verwiesen wurde etwa auf den Erreger Mykoplasma pneumoniae, der insbesondere Lungenentzündungen mit einem untypischen Krankheitsverlauf auslöst. Am Dienstag hatten chinesische Medien und das globale Meldesystem Promed dann von einer Häufung nicht diagnostizierter Lungenentzündungen bei Kindern berichtet.

Die WHO bat die chinesischen Behörden um weitere Informationen zu diesem Ausbruch. Sie forderte zudem Informationen zur Verbreitung bekannter Krankheitserreger wie Grippeviren, dem Coronavirus SARS-CoV-2 und dem sogenannten Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), das vor allem bei Babys schwere Atemwegserkrankungen verursachen kann. Chinas Hauptstadt Peking, erlebt gerade einen starken Kälteeinbruch. Mit der Kälte steigen auch die Fälle von Atemwegserkrankungen an, wie der stellvertretende Direktor des Pekinger Zentrums für Krankheitskontrolle und Krankheitsprävention, Wang Quanyi, sagte.

In einem Pekinger Kinderkrankenhaus sahen Journalisten gestern etliche kranke Kinder. Eine Mutter, die nur ihren Vornamen Zhang nannte, brachte ihren neunjährigen Sohn in die Klinik, bei dem eine bakterielle Lungenentzündung diagnostiziert wurde. „In letzter Zeit haben sich wirklich viele Kinder damit angesteckt“, sagte sie. „Natürlich macht mir das Sorgen!“ Die achtjährige Tochter der 42-jährigen Li Meiling hat sich mit demselben Erreger angesteckt. Im Winter sei es nun einmal normal, „dass es mehr Fälle von Atemwegserkrankungen gibt“, sagte die Mutter. „Das liegt an der Jahreszeit.“

Chinas Nationale Gesundheitskommission reagierte gestern nicht auf entsprechende Presseanfragen. Die Sprecherin des Außenministeriums, Mao Ning, verwies auf die „zuständigen chinesischen Behörden“. Während der Corona-Pandemie, die Ende 2019 in Wuhan ausbrach, hatte sich die WHO immer wieder über mangelnde Kooperation der chinesischen Behörden beschwert. afp

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