Tokio – Masako lächelt. Im Kimono posierte Japans Kaisergemahlin mit ihrem Mann, Kaiser Naruhito, kürzlich bei einem Empfang im Palast für Vietnams Präsidenten Vo Van Thuong und dessen Frau. Diesen Sommer war Japans Kaiserpaar zudem zu Besuch in Indonesien. Es war nach dem Staatsbegräbnis für die britische Queen die zweite Auslandsreise seit der Thronbesteigung. Kurz davor beging das Paar den 30. Hochzeitstag. Auch da zeigte sich Masako, die am 9. Dezember 60 wird, Japans Hoffotografen lächelnd mit Mann und Tochter Aiko.
All diese im Westen kaum zur Kenntnis genommenen Szenen sind für viele Menschen in Japan Balsam für die Seele: Zeigen sie doch Masako, wie man sie lange nicht mehr sah. In einer Rolle, die manche ihr nicht mehr zutrauten. Seit bald fünf Jahren nun schon trägt sie den Titel der Kaisergemahlin. Doch kaum war die Inthronisierung ihres Mannes als Kaiser vollzogen, schlug das Coronavirus zu. Und damit verschwand das Paar für lange Zeit aus dem Blick der Öffentlichkeit. Kein idealer Start für ein Paar, das seinem Volk nahe sein will.
Davon hatten viele Untertanen bis dahin bei Masako wenig gespürt. Im Gegenteil: In die Sorge um ihre Gesundheit mischten sich in ihrer Zeit als Kronprinzessin zuletzt zunehmend auch gehässige Stimmen. Kritiker vermissten bei Masako den „Geist der Selbstlosigkeit“, den ihre Schwiegermutter Michiko als damalige Kaiserin für das Volk aufbrachte. Masako sei dagegen vor allem mit sich selbst beschäftigt.
Die frühere Elite-Diplomatin stand als Außenseiterin am Hofe schon lange unter Druck. Offiziell erkrankte die einst fröhliche Harvard-Absolventin an einer „Anpassungsstörung“, die vom Stress ihres Amtes herrühre. 2004 sorgte ihr Mann Naruhito für Wirbel, als er sagte, es habe Bestrebungen am Hofe gegeben, die Karriere und Persönlichkeit seiner Frau zu untergraben. Masako sei erschöpft von dem jahrelangen Versuch, sich der kaiserlichen Familie anzupassen.
Beobachter sahen dahinter vor allem den lange auf Masako lastenden Druck, einen männlichen Thronfolger zu gebären. Schließlich kam Tochter Aiko zur Welt. Doch unter Konservativen war die Enttäuschung groß. Man hatte einen Jungen erwartet. Frauen ist der Thron verwehrt.
Doch jetzt, da die Corona-Pandemie vorbei ist, ihre Tochter erwachsen geworden ist, ändert sich die Stimmung im Volke. Auch wenn viele ihrer Untertanen wegen ihrer pandemiebedingten Abwesenheit noch keine richtige Meinung von Masako in der neuen Rolle als Kaisergemahlin haben: Positiv wird empfunden, dass sie nun immer mit ihrem Mann zusammen auftritt und überhaupt viel öfter in Erscheinung tritt.
Endlich kann diese hochgebildete, mehrsprachige Frau – sie spricht auch Deutsch – ihre Persönlichkeit einbringen, sich mit ausländischen Besuchern unterhalten und mit ihrem Mann im In- und Ausland auf Reisen gehen. „Sie muss das wie eine Befreiung empfinden“, erklärte Kaiser-Experte Ernst Lokowandt in Tokio.