Schütze tötet 15 Menschen an Prager Uni

von Redaktion

Laut Polizei gibt es mindestens 24 Verletzte – Minister: Offenbar kein Terror-Hintergrund

Prag – Ein Schütze hat an einer Universität in der Prager Innenstadt das Feuer eröffnet und mindestens fünfzehn Menschen getötet. Auch der Schütze sei tot, teilte Polizeipräsident Martin Vondrasek am Donnerstag mit. Man gehe davon aus, dass es sich um einen Studenten handele, der kurz zuvor seinen Vater ermordet habe und gesucht worden sei. Der mutmaßliche Täter habe sich wohl von Amokläufen im Ausland inspirieren lassen. Es dürfte der schlimmste Schusswaffenangriff in der Geschichte der Tschechischen Republik sein.

Nach ersten Informationen wurden 24 Menschen verletzt, mindestens neun schwer bis lebensgefährlich. Innenminister Vit Rakusan sagte dem Fernsehsender CT, es gebe keine Hinweise auf einen zweiten Schützen oder auf einen terroristischen Hintergrund.

Zu den Schüssen kam es an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität am Jan-Palach-Platz. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, darunter Spezialkräfte. Der Platz ist nur wenige hundert Meter von der bekannten Karlsbrücke entfernt.

Die Polizei rief die Menschen auf, die Gegend weiträumig zu meiden und sperrte den Platz ab. Anwohner sollten nicht aus dem Haus gehen. Auf Fotos war zu sehen, wie Studenten das Uni-Gebäude mit erhobenen Armen verließen. Laut dem TV-Sender Nova soll sich der Schütze zuletzt auf dem Dach des Fakultätsgebäudes aufgehalten haben. Auch eine Explosion sei zu hören gewesen.

Studenten und Mitarbeiter der Universität teilten in den sozialen Medien mit, dass sie sich in Hörsälen und Büros verbarrikadiert hätten. Andere kletterten aus dem Fenster und stellten sich auf den Dachsims, um sich vor dem Schützen zu verbergen. Die Studenten und Hochschulmitarbeiter wurden bis zum frühen Abend aus dem Gebäude gebracht.

Die Karls-Universität wurde 1348 gegründet und zählt damit zu den ältesten europäischen Universitäten. Sie hat rund 49 500 Studenten, rund 8000 studieren an der Philosophischen Fakultät Fächer wie Germanistik, Slawistik, Geschichtswissenschaft.

Staatspräsident Petr Pavel sprach den Angehörigen der Getöteten sein Beileid aus. Wie sein Büro mitteilte, brach Pavel seinen Frankreich-Besuch ab, um nach Tschechien zurückzukehren. Ministerpräsident Petr Fiala brach einen Arbeitsbesuch in Mähren ab. Am späten Abend sollte die Regierung zu einer Krisensitzung zusammenkommen.

Der Prager Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda zeigte sich schockiert. „Das ist eine Tragödie“, sagte er dem Sender CT. „Das Schlimmste daran ist, dass diese Dinge nicht zu verhindern sind.“ Zum Zeitpunkt der Schüsse sei er in seiner Residenz unweit der Universität gewesen. „Die Polizei hat uns eingeschlossen, wir durften das Gelände nicht verlassen.“

Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich tief bestürzt. „Unsere Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer, unser Mitgefühl gilt unseren tschechischen Freundinnen und Freunden“, schrieb der SPD-Politiker bei X, vormals Twitter.

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