London – Der historische Vergleich hat es in sich. Selbst zu Zeiten von Wilhelm dem Eroberer habe es in Britannien nicht so viele Hirsche und Rehe gegeben. Fast 1000 Jahre später ziehen Schätzungen zufolge mehr als zwei Millionen Exemplare über britische Felder und Hügel. Immer mehr Experten warnen, dass es so nicht weitergehen könne: „Bambi“ droht der massenweise Abschuss. Doch es gibt noch einen anderen Vorschlag – der geht durch den Magen.
„Jetzt beteiligen sich Tausende von Kindergartenkindern an dem Kampf, die steigende Zahl an Rehen in Großbritannien zu kontrollieren – indem sie sie zum Mittag essen“, schrieb die „Times“ martialisch. Als eine der ersten Bildungseinrichtungen hat das Unternehmen Tops Day Nurseries für die 4000 Kinder, die es in Südengland betreut, Wild aufs Menü gesetzt. Gemeinsam mit der Brancheninitiative Eat Wild sind fünf Gerichte kreiert worden, zwei Mal innerhalb von drei Wochen soll es Wild geben – das mache 3000 Mahlzeiten im Monat.
Cateringchef Pete Ttofis schwärmt von der Vielfalt der Speisen. Das Fleisch sei zudem nicht mit Wachstumshormonen oder Antibiotika behandelt worden, sondern komme direkt aus dem natürlichen Lebensraum.
Wie die „Sun“ berichtete, gibt es zudem Überlegungen, Supermärkte zu ermutigen, mehr Wildbret zu verkaufen. Dadurch könnten die Preise sinken – für viele Menschen, die über hohe Kosten für Energie und Lebensmittel klagen, eine Chance auf gesundes Fleisch. „Der Rehbestand ist außer Kontrolle“, sagt Eat-Wild-Chefin Louisa Clutterbuck. „Daher gibt es überhaupt kein Versorgungsproblem, im Moment herrscht ein Überangebot.“
Die enorme Population hat Folgen: Landwirte verlieren durch Rehe und Hirsche jährlich Ernte im Wert von mehreren Millionen Pfund. In Schottland verhindern sie eine flächendeckende Wiederaufforstung.