Washington/München – Nach einem harten Urteil im Betrugsprozess gegen Donald Trump muss der ehemalige US-Präsident innerhalb von 30 Tagen mehr als 350 Millionen Dollar aufbringen (wir berichteten). Der New Yorker Richterspruch, der auch Trumps Identität als erfolgreicher Geschäftsmann angreift, verlangt zudem, dass der 77-jährige Immobilienunternehmer drei Jahre lang keine Firma im Bundesstaat New York führen darf. Auf Trump läuft damit eine heikle Debatte zu: Hat er genügend Geld? Und ist seine recht schillernde Unternehmerkarriere am Ende?
Seine Söhne Eric und Donald Jr. müssen demnach jeweils rund vier Millionen Dollar Strafe zahlen und dürfen zwei Jahre lang kein Unternehmen im Bundesstaat New York leiten, hieß es in einer 92 Seiten langen Anordnung, die Richter Arthur Engoron am Wochenende veröffentlichte.
„Das komplette Fehlen von Reue und Einsicht ist fast schon krankhaft“, schrieb Richter Engoron unter Bezugnahme auf Trump und seine Söhne in der Anordnung. Die „New York Times“ kommentierte, das Urteil sei eine „vernichtende Niederlage“ für Trump. Die Strafzahlung in Höhe von 355 Millionen Dollar könne seinen „kompletten Bargeldvorrat auslöschen“. In einer Aussage unter Eid hatte Trump während des Prozesses versichert, dass ihm 400 Millionen Dollar bar zur Verfügung stünden. Dies ließ sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.
Ende Januar war Trump bereits in einem Verleumdungsprozess zu einer Entschädigungszahlung von mehr als 83 Millionen Dollar verurteilt worden. Drei weitere Strafprozesse sind in Vorbereitung, außerdem laufen Zivilprozesse. Der BBC zufolge muss Trump dadurch insgesamt mehr als 500 Millionen Dollar zahlen, was seine Bargeldbestände übersteigt. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzte das Gesamtvermögen des Ex-Präsidenten zuletzt auf 2,6 Milliarden Dollar. Doch die Cash-Reserven schwinden: Experten gehen davon aus, dass Trump Vermögenswerte liquidieren muss, um die Strafen zahlen zu können. Möglich ist auch, dass er seine Anhänger um Spenden bittet.
Trumps Anwälte kündigten nach dem Urteil an, in Revision gehen zu wollen. Trotzdem muss der Ex-Präsident übereinstimmenden Medienberichten zufolge innerhalb von 30 Tagen entweder das Geld oder eine Art Pfand durch eine dritte Firma hinterlegen. Wie die „New York Times“ berichtete, drohe aber weder ihm selbst noch seiner „Trump Organization“ dadurch direkt ein Bankrott. Auch eine Gefängnisstrafe oder direkte Auswirkungen auf seine Bewerbung um das Präsidentenamt drohen Trump nicht.
Die für das Verfahren zuständige Generalstaatsanwältin Letitia James bezeichnete die Gerichtsentscheidung als „enormen Sieg für diesen Staat, diese Nation und für jeden, der glaubt, dass wir uns alle an dieselben Regeln halten müssen – sogar ehemalige Präsidenten“. Endlich werde Trump für seine „Lügen, Betrügereien und seinen unglaublichen Betrug“ zur Rechenschaft gezogen.
Der frühere US-Präsident gab sich am Wochenende kämpferisch. Außerdem präsentierte er am Samstag bei einem überraschenden Auftritt auf der Sneaker Con in Philadelphia sein neues Turnschuhmodell. Mit den „Never Surrender High Tops“ will Trump den Sneaker-Markt aufmischen. Die goldenen Schuhe mit roten Sohlen und dem Motiv einer US-Flagge auf der Rückseite sollen 399 Dollar kosten. (mit dpa/afp)
SOPHIA BELLIVEAU