Absturz der MH370 vor Aufklärung?

von Redaktion

10. Jahrestag des Unglücks mit 239 Toten: Neue Suche nach Wrack steht kurz bevor

VON CAROLA FRENTZEN UND JOHANNES NEUDECKER

Kuala Lumpur – Seit mehr als 3600 Tagen warten die Angehörigen und Freunde von 239 Menschen aus 14 Ländern auf Antworten. Aber bislang bleibt das Verschwinden des Fluges MH370 der Malaysia Airlines auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking am 8. März 2014 ein Rätsel. War es ein Unglück? Ein absichtlicher Crash? Eine Entführung? Oder wurde das Flugzeug sogar abgeschossen? Zum zehnten Jahrestag des Mysteriums gibt es nun einen Hoffnungsschimmer für die Familien, inmitten aller Spekulationen endlich Gewissheit zu bekommen.

Vor wenigen Tagen kündigte die malaysische Regierung an, dass die Suche nach der Maschine wieder aufgenommen werden könnte. Demnach hat die US-Spezialfirma Ocean Infinity eine weitere Suchaktion angeboten, die nur bezahlt werden müsse, falls man fündig werde. Details nannte sie nicht. Sobald der finale Vorschlag der Bergungsfirma vorliege, werde er dem Kabinett zur Genehmigung vorgelegt, sagte ein Minister. Er hoffe, dass das Flugzeug lokalisiert werden könne, damit die Wahrheit endlich ans Licht kommt.

Ein Rückblick: Die Boeing 777 hebt am späten Abend problemlos vom internationalen Flughafen in Kuala Lumpur ab. Nach dem Abflug ist der erfahrene Kapitän Zaharie Ahmad Shah um 1.19 Uhr zum letzten Mal aus dem Cockpit zu hören: „Good night, Malaysian Three Seven Zero.“ Kurz darauf wird der Transponder abgeschaltet – ein Gerät, das der Flugsicherung am Boden Daten zur Erkennung übermittelt. Wer den Aus-Knopf drückt und warum, weiß niemand. Etwa zwei Stunden nach dem Start verschwindet das Flugzeug von den Radarschirmen. Sieben Stunden lang empfängt ein Satellit dann noch sog. Ping-Signale. Etwa so lange dauert es, bis der Tank leer gewesen wäre.

An Küsten entlang des Indischen Ozeans werden später Trümmerteile angeschwemmt. Vom Hauptrumpf des Flugzeugs, den Insassen und dem Flugrekorder fehlt aber trotz aufwendiger Suchaktionen jede Spur. Erklärversuche aller Art machten sich breit: Von Entführung über einen Suizid des Piloten bis hin zu einem Brand mit giftigen Gasen an Bord, der alle bewusstlos machte, war alles dabei. Ein Gerücht hielt sich hartnäckig: Die Maschine könne absichtlich oder aus Versehen von Militärs abgeschossen worden sein. Für keine der Theorien fanden sich Beweise.

Die französische Journalistin Florence de Changy brachte in einem Buch das US-Militär und ein Spionagegerät ins Spiel. Eine dritte Partei könnte interveniert haben – wegen möglicher hochwertiger US-Spionagetechnik im Frachtraum, lautete ihr Fazit. „Ein Gerät, das die Chinesen dringend in ihren Besitz bringen wollten“, schrieb sie. Als die USA den Diebstahl bemerkt hätten und herausfanden, dass das wertvolle Gerät schon auf dem Weg nach Peking war, hätten sie möglicherweise die Maschine mit Abfangjägern begleitet und schließlich abgeschossen. In Australien erklärten dagegen Luftfahrtexperten, eine 22-minütige kreisförmige Schleife in der Flugbahn könnte Schlüssel zur Lösung des Rätsels sein. Danach habe Kapitän Shah „mögliche Verhandlungen“ mit jemand anderem geführt. So könnte der Pilot aus Wut über eine Verurteilung des damaligen malaysischen Oppositionsführers Anwar Ibrahim am Tag zuvor den Vorfall verursacht haben. Shah soll entfernt mit ihm verwandt gewesen sein.

Die Australier gaben sich schon 2022 überzeugt, dass der Suchbereich auf wenige Hundert Quadratkilometer Ozean eingegrenzt werden kann – aber nur, wenn die malaysische Regierung Geld und Interesse an einer Wiederaufnahme der Suche aufbringt. Der Zeitpunkt könnte demnächst gekommen sein.

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