München – „Es funktioniert nicht mehr!“ Erst Mallorca, dann Amsterdam, jetzt Florida. In immer mehr Tourismushochburgen wächst der Widerstand gegen Sauftourismus und Partyexzesse. Die Behörden regieren mit neuen Regeln und härteren Strafen. Das Beispiel Mallorca zeigt allerdings: Der Erfolg ist bescheiden.
Miami Beach im US-Bundesstaat Florida mobilisiert zurzeit mit einer groß angelegten Online-Kampagne gegen die „Spring-Breakers“, die ihre Semesterfeiern wie am Ballermann mit ausufernden Straßen- und Strandpartys verbringen wollen. „Es liegt nicht an uns, es liegt an dir. Wir wollen einfach unterschiedliche Dinge.“ Auf ihrer Homepage hat die Stadt auch gleich Verhaltensmaßnahmen und Verbote für das Party-Volk veröffentlicht. Es geht um Ausgangssperren, Sicherheitsdurchsuchungen, Taschenkontrollen und die vorzeitige Schließung von Strandzugängen. „Unsere Vorstellung von einer guten Zeit besteht darin, am Strand zu entspannen, ins Spa zu gehen oder ein neues Restaurant auszuprobieren“, heißt es in dem Video der Kampagne weiter. „Du willst dich einfach nur in der Öffentlichkeit betrinken? Erinnerst du dich überhaupt daran, was letzten März passiert ist?“, heißt es weiter. Im vergangenen Jahr waren der Ausnahmezustand und eine vorübergehende Ausgangssperre verhängt worden. Es war, wie auch im Jahr davor, zu mehreren Schießereien gekommen, zwei Menschen starben, wie das „Wall Street Journal“ berichtete.
Erst vor einem Jahr erregte Amsterdam mit der Kampagne „Stay away“, also „Bleib weg“ für Aufsehen. Sie soll junge Männer fernhalten, die zum exzessiven Feiern sowie Drogen- und Alkoholkonsum nach Amsterdam kommen. Teil der Maßnahmen ist, dass Menschen, die online nach verschiedenen Suchbegriffen wie „Junggesellenabschied Amsterdam“, „billiges Hotel Amsterdam“ suchen, auf Informationsseiten weitergeleitet werden. Dort werden sie auf Risiken von asozialem Verhalten aufmerksam gemacht – unter anderem Geldstrafen, Vorstrafen oder Gesundheitsschäden. „Besucher werden weiterhin willkommen sein, aber nicht, wenn sie sich danebenbenehmen. In diesem Fall werden wir als Stadt sagen: Bleib weg“, so Vize-Bürgermeister Sofyan Mbarki.
Mallorca sagt schon seit Jahren dem Sauftourismus den Kampf an. Erst verschwanden die Sangria-Eimer, dann kamen strengere Benimm-Regeln rund um die Playa de Palma dazu: Wer negativ auffällt, bekommt überall Hausverbot; All-Inklusive mit Alkohol in Ballermann-Hotels ist verboten; Party-Urlauber müssen mit Schuhen und Oberteil bekleidet sein.
Wer gegen diese und ähnliche Regeln verstößt, muss bis zu 3000 Euro Strafe zahlen. Doch was hat das Regelwerk gebracht? Vergangenes Jahr besuchten mehr Urlauber als vor Corona die Baleareninsel, trotzdem kam bei den Touristikern keine rechte Freude auf. Bezüglich Auswüchse und Sauftourismus sei es „eine der schlimmsten Saisons aller Zeiten“, bilanzierte Pedro Marín, Verbandspräsident der Vereinigung der Hoteliers der Playa vergangenen Herbst. Der Ballermann sei dabei weiter die Wurzel des Übels. Im Kampf gegen die Sauftouristen bieten die Hoteliers der Polizei sogar schon Betten an. Im Sommer ist zudem ein Sondereinsatzkommando an der Playa unterwegs, aber das ist nach Meinung des Hoteliers zu wenig. „Wenn wir mit dem Aufgebot in die neue Saison geben, werden wir die Probleme nicht in den Griff bekommen.“ Zudem werde die Hauptsaison immer länger, so Marín. „Früher ging die Hochsaison von Anfang Mai bis Ende Oktober – jetzt sind die Urlauber schon im April massenhaft da.“ Seinetwegen können die Sauftouristen aber daheim bleiben.