London/Paris/Moskau – Stirbt ein Mitglied des britischen Königshauses, und dann auch noch König Charles III. selbst, folgt ein festes Protokoll, und den Tod würde der Buckingham-Palast bekannt geben. Am Montag verbreitete sich allerdings in russischen Medien und Kommunikationskanälen die Nachricht, dass der König verstorben sei – anscheinend eine gezielte Desinformationskampagne. Und die ist nicht die einzige.
Die Falschnachricht vom Tod des Königs verbreitete sich ab Montagmittag schnell im russischsprachigen Teil des Internets, befeuert durch Telegramkanäle. Auch mehrere russische Medien haben die Todesmeldung geteilt, so auch die Online-Ausgaben russischer Boulevardmedien. Als Beleg wurde eine angebliche Mitteilung des Buckingham-Palasts gezeigt.
Großbritannien hat die Nachricht zurückgewiesen. Auch die britische Vertretung in Russland schrieb, dass die Berichte falsch seien. Später meldete die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass: „König Charles III. setzt seine offiziellen Aufgaben fort und nimmt an privaten Veranstaltungen teil.“
Nicht nur das Königshaus ist von russischen Desinformationskampagnen betroffen. Erst im vergangenen Sommer war in Frankreich eine Hysterie um Bettwanzen ausgebrochen. Aus Zügen, Kinos und anderen Orten wurden verstärkt vermeintliche oder tatsächliche Bettwanzen gemeldet. Die Aufregung rief selbst die landesweite Politik auf den Plan, die Bettwanzen wurden zum Thema im Parlament.
Frankreichs Europaminister Jean-Noël Barrot hat Russland vorgeworfen, die große Aufregung um die Verbreitung von Bettwanzen in Frankreich im vergangenen Sommer mit angeheizt zu haben. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hätten russische Destabilisierungsversuche in Frankreich zugenommen. „Das wurde sehr stark von Konten verstärkt, die mit dem Kreml verbunden sind“, sagte er. Sie hätten das Ziel, die öffentliche Unterstützung für die Ukraine zu untergraben, sagte der Minister am Freitag dem Sender TF1.
Als weiteres Beispiel eines russischen Destabilisierungsversuchs nannte er das Besprühen von Pariser Gebäuden mit Davidsternen kurz nach dem Start des Gaza-Kriegs, wovon Fotos über die sozialen Netzwerke verbreitet wurden. Mitte Februar vereinbarte Frankreich mit Deutschland und Polen ein gemeinsames Vorgehen gegen russische Trollkampagnen und Cyberattacken. Die drei Länder seien Opfer der gleichen russischen Destabilisierungsstrategie geworden und wollten sich gemeinsam wehren, hieß es. Auch die Nachricht über König Charles ist kein Einzelfall. Das britische Königshaus sieht sich immer wieder mit Gerüchten und Verschwörungstheorien in den Sozialen Netzwerken konfrontiert. Kate Middleton, die Prinzessin von Wales, ist seit Ende letzten Jahres nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen geworden und hat ihre königlichen Pflichten wegen einer OP bis nach den Osterferien niedergelegt. Vor allem auf TikTok und X häufen sich die Verschwörungstheorien. Das Königshaus hat versucht, diese mit einem Foto von Kate am britischen Muttertag zu stoppen. Dieses Foto wurde allerdings aufgrund mutmaßlicher Bearbeitung von den Nachrichtenagenturen zurückgezogen. dpa/fwe