„Wir brauchen einen Entwicklungsschub bei der Krebs-Vorsorge“

von Redaktion

München – Das Spezialgebiet von Prof. Hana Algül (Technische Universität München) ist Krebs in der Bauchspeicheldrüse. Hier bemerkt er eine beunruhigende Entwicklung: Immer mehr junge Patienten sind betroffen. Im Interview mit Susanne Sasse erklärt der Onkologe, welche Schlüsse wir ziehen müssen.

Man hat das Gefühl, Krebs betrifft immer mehr Jüngere. Stimmt das?

Das Gefühl trügt nicht. Wir wissen aus epidemiologischen Untersuchungen, dass einige Tumorerkrankungen einen überproportionalen Zuwachs gerade bei den Jüngeren haben. Das gilt etwa für Bauchspeicheldrüsen- und Dickdarm-Krebs. Zwar sind nur rund zehn Prozent der Patienten mit Dickdarmkrebs jung. Aber bei ihnen ist der Krebs nicht selten viel aggressiver als bei den Älteren.

Was bedeutet das für die Vorsorge?

Wir brauchen einen Entwicklungsschub bei der Prävention. Zu einer modernen Prävention gehört die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs ebenso wie individuell zugeschnittene Vorsorgeuntersuchungen, die das genetische Risiko mit einbeziehen. Auch brauchen wir niederschwellige Angebote, etwa Stuhl-Tests oder Blutuntersuchungen auf zirkulierende zellfreie Tumor-DNA. Um verdächtige Strukturen aufzuspüren, die das menschliche Auge übersehen könnte, brauchen wir auch den vermehrten Einsatz Künstlicher Intelligenz. Je früher Krebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Apropos Heilungschancen: Bei Prinzessin Kate heißt es, sie bekäme nach der Operation nun eine präventive Chemotherapie. Was heißt das?

Ich möchte mich an den Spekulationen um die Erkrankung der Prinzessin nicht beteiligen. Der Begriff präventive Chemotherapie ist allerdings inadäquat übersetzt. Es gibt den Begriff der Chemoprävention; darunter versteht man allerdings eine medikamentöse Therapie zur Vorbeugung der Entstehung eines Tumors. Eine Chemotherapie nach einer erfolgten und erfolgreichen Tumoroperation nennt man adjuvante Chemotherapie. Das bedeutet, dass im Anschluss an eine Tumor-Operation die Chemotherapie verabreicht wird, um eventuell noch verbliebene Krebszellen abzutöten. Ich nehme an, dass letzteres für den Fall der Prinzessin Kate zutrifft.

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