Die britische Bildungsministerin Gillian Keegan. © Augstein/dpa
London – Let‘s Talk About Sex, Baby? Der Titel des Hits von Salt-N-Pepa gilt nicht in Großbritannien, jedenfalls wenn es nach der konservativen Regierung von Premierminister Rishi Sunak geht. Eine neue Richtlinie macht Schulen unmissverständlich klar, wann sie ihren Schülerinnen und Schülern welche Teile der Sexualerziehung beibringen sollen. Kurzversion: möglichst spät. Kritiker sind empört und werfen den Konservativen vor, das Thema für den Wahlkampf zu missbrauchen. Anstatt an den Pop-Schlager von 1991 denken sie angesichts der strengen Vorgaben eher an den Titel einer Komödie aus den 1970ern: „No Sex Please, We’re British“. Die Altersvorgaben von Bildungsministerin Gillian Keegan sollen sicherstellen, dass Kinder nicht „zu früh zu vielem ausgesetzt“ werden.
Demnach soll in Schulen frühestens und rein wissenschaftlich über Fortpflanzung gesprochen werden, wenn Kinder neun Jahre alt sind. Das entspricht der fünften Klasse. Themen wie sexueller Missbrauch, Rachepornos, Stalking und Zwangsverheiratung sollen nicht vor der siebten Klasse (11 Jahre) unterrichtet werden. Und die Einzelheiten sexueller Handlungen wie Geschlechtsverkehr sind nicht vor der neunten Klasse (13 Jahre) dran. Über Themen wie Transidentität soll gar nicht mehr gesprochen werden. Begründung: zu umstritten.
Viele Experten halten von der neuen Regelung wenig. Ihre Furcht: Dass Kinder in einer Gesellschaft, in der Sex immer prominenter zur Sprache kommt und sexuelle Inhalte immer einfacher zugänglich sind, zu lange alleingelassen werden.