Männer in Deutschland werden künftig im Schnitt 81,6 Jahre alt, Frauen 85. © Imago
Seattle – Für die Jüngeren unter uns und alle, die noch geboren wurden, sind es gute Nachrichten: Sie haben wohl künftig noch ein bisschen mehr Zeit zu leben. Denn global gesehen dürfte die Lebenserwartung bis zum Jahr 2050 weiter deutlich ansteigen. So schätzt ein großes, internationales Forschungsteam im Fachblatt „The Lancet“, dass Männer im Schnitt 4,9 Lebensjahre hinzugewinnen, bei Frauen sind es demnach 4,2 Jahre.
Über die Geschlechter hinweg dürfte die Lebenserwartung im globalen Durchschnitt von 73,6 Jahren im Jahr 2022 auf 78,2 Jahre zur Mitte des Jahrhunderts steigen, allerdings schwäche sich die Entwicklung im Vergleich zu den vorhergehenden Jahrzehnten ab, wie die Fachleute schreiben. Die prognostizierte Lebenserwartung bezieht sich dabei auf Babys, die im entsprechenden Jahr geboren werden.
Die Ergebnisse sind die neueste Veröffentlichung der Studienserie „Global Burden of Disease“. Die Schätzungen der Forschenden berücksichtigen neben Gesundheitsdaten unter anderem auch Angaben zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Bildungsgrad der Bevölkerung.
Die Ergebnisse seien „ein Hinweis darauf, dass Ungleichheiten in Bezug auf Gesundheit zwischen den einkommensstärksten und einkommensschwächsten Regionen zwar bestehen bleiben, aber kleiner werden“, sagte Studienleiter Chris Murray vom Institute for Health Metrics and Evaluation in Seattle laut einer Mitteilung. Die größten Zuwächse bei der Lebenserwartung seien in Afrika südlich der Sahara zu erwarten.
Die Anzahl der Jahre, die ein Mensch im Schnitt in gutem Gesundheitszustand verbringt, dürfte den Schätzungen zufolge weniger stark steigen, von 64,8 Jahren im Jahr 2022 auf 67,4 Jahre im Jahr 2050. Das führt dazu, dass Menschen zwar deutlich älter werden, aber mehr Jahre bei schlechter Gesundheit leben.
In der Studie finden sich auch Angaben zu Deutschland, der Effekt ist hierzulande geringer als im globalen Durchschnitt. Demnach steigt die Lebenserwartung für Frauen von 83,8 Jahren im Jahr 2022 auf 85,0 Jahre im Jahr 2050. Bei Männern steigt der Wert von 79,2 auf 81,6 Jahre.
Im Vergleich zu den sogenannten CMNN-Krankheiten, zu denen unter anderem Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Aids, aber auch Mütter- und Säuglingssterblichkeit gehören, machen der Untersuchung zufolge den Menschen weltweit zunehmend sogenannte Nicht übertragbare Krankheiten (NCDs) zu schaffen. Dazu zählen etwa Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.
„Wir haben die große Chance, die Gesundheit der Menschen zu beeinflussen, indem wir die zunehmenden Risikofaktoren in Bezug auf Stoffwechsel und Ernährung in den Griff kriegen. Besonders jene, die mit Verhaltens- und Lebensstilfaktoren wie hohem Blutzucker und Blutdruck zusammenhängen“, sagte Murray.