Rechtsradikale Parolen und Gesten auf Sylt. © Screenshot/x
Im Sylter Lokal Pony kam es zu einem rassistischen Vorfall. Die Betreiber leiteten alle Beweise an die Polizei weiter. © dpa
Berlin/Sylt – Rassistisches Gegröle auf Sylt sorgt für große Empörung. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen. Auf einem Video, das der Polizei Sylt zugeschickt wurde, ist zu sehen, wie mehrere der abgebildeten Personen rechtsextreme Texte („Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“) singen.
Das Video wurde offenbar auf einer Feier auf der Außenterrasse des Sylter Nachtclubs Pony aufgezeichnet. Die gesamte Szene sei von Überwachungskameras mit Ton aufgezeichnet worden, sagte Inhaber Tim Becker. Man habe die Namen aller fünf Beteiligten an die Polizei gegeben. Auch die Überwachungsaufnahme sei der Polizei übermittelt worden.
Auf Instagram gab der Blog „Münchner Gesindel“ bekannt, dass wohl auch Münchner die Nazi-Parolen mitgrölten. „Einige Leute im Video konnten von Arbeitskollegen, Freunden und Familienmitgliedern identifiziert werden. Diese Münchner sind auch in der Partyszene bekannt und wurden auch von vielen Leuten aus dieser Szene genannt“, zitiert das Portal t-online die Betreiber des Accounts. Einer der Männer arbeitete offenbar bei einer bekannten Münchner Werbeagentur. Das Unternehmen erklärte in einem Statement, ihm umgehend fristlos gekündigt zu haben. Die Identitäten kursierten am Freitagabend. Darunter ist auch ein junger Mann aus Prien, der früher eine CSU-Kandidatin in einem Kommunalwahlkampf unterstützt hatte. In Parteikreisen wurde betont, der Mann sei nicht CSU-Mitglied.
Die Polizei in München erklärte, die Zuständigkeit für die Ermittlungen liege bei der Polizei in Schleswig-Holstein, bot aber Hilfe an. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte: „Ganz klar: Solche Parolen sind ekelig, sie sind nicht akzeptabel. Und darüber darf es kein Vertun geben. Und deshalb ist es auch richtig, dass all unsere Aktivitäten darauf gerichtet sind, genau zu verhindern, dass das eine Sache ist, die sich verbreitet.“ Grünen-Bundeschefin Ricarda Lang reagierte schockiert. „Wenn ich sowas sehe, dann wird mir einfach nur schlecht. Dann kann ich das kaum ertragen“, erklärte sie. „Was ist das für eine Wohlstandsverwahrlosung?“
Aus Sicht von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wirft der Vorfall ein schlechtes Licht auf ganz Deutschland. „Wer Nazi-Parolen grölt, ist eine Schande für Deutschland“, sagte sie. CSU-Generalsekretär Martin Huber forderte die Beteiligten auf, sich freiwillig bei den Behörden zu melden. „Die Personen in dem Video sollten sich stellen.“
Einen ähnlichen Vorfall gab es offenbar auch nahe Vechta (Niedersachsen). Bei einem Schützenfest am Pfingstmontag in Löningen wurden, wie die Polizei am Freitag mitteilte, rassistische Parolen zu dem Lied „L‘amour Toujours“ von Gigi D‘Agostino gesungen. Zeugen, die das Geschehene gefilmt hatten, zeigten den Vorfall bei der Polizei an.