40 Jahre Tetris: Überraschungserfolg aus Russland

von Redaktion

Tetris ist immer noch eines der meistverkauften Computerspiele der Welt. © Oliver Berg/dpa

Moskau – Gerade erst knackte der 13-jährige Willis Gibson den Tetris-Rekord. Dank einer neuen Fingertechnik hat er es in Level 157 bis zum „kill screen“ geschafft, also dem Moment, wo der Bildschirm einfriert, weil die Hard- und Software an ihre Grenzen gekommen sind. Normalerweise ist die Geschwindigkeit ab Level 29 so hoch, dass kein Mensch viel weiter kommt. Tetris sei nämlich eigentlich nicht programmiert worden, um es durchzuspielen, so Henk Rogers, Chef der US-amerikanischen Tetris Company. Er und Tetris-Erfinder Alexej Paschitnow hätten bei einem Abendessen über den neuen Rekord gesprochen und seien überwältigt von Gibsons „unglaublicher Technik“ und seinem Tempo, sagt er. Tatsächlich hätte sich Paschitnow vor 40 Jahren wohl kaum träumen lassen, wie und wozu sich Tetris einmal entwickeln werde. Der Mathematiker arbeitete in den 1980er-Jahren im Rechenzentrum der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften, als die ersten einem Personalcomputer ähnlichen Geräte im Land aufkamen. Mit der Programmierung von Spielen sollte auch die Rechenleistung der neuen Anlagen getestet werden. Allerdings sei dies für ihn eher ein Vorwand gewesen, erzählte er später. Die Programmierung von Spielen sei eine Art Hobby für ihn gewesen. Der Name Tetris ist eine Zusammensetzung aus dem altgriechischen tetra (vier) und Tennis – Paschitnows Lieblingssportart.

Tetris war sofort ein Riesenerfolg. Zuerst freilich nur im Kollegenkreis, die Kopien davon miteinander teilten. Seinen globalen Siegeszug trat Tetris erst einige Jahre später an, als westliche Spielehersteller darauf aufmerksam wurden.

Der Kampf um die Spiellizenz entwickelte sich dabei Ende der 1980er.Jahre zu einem echten Wirtschaftskrimi, der 2023 auch verfilmt wurde. Zunächst sicherte sich Mirrorsoft, eine Firma des britischen Medienmoguls Robert Maxwell, über Mittelsmann Robert Stein die Computerrechte, wobei die Briten die Vereinbarung sehr großzügig interpretierten und ohne Wissen der Sowjetunion Sublizenzen in Europa und Asien verkauften.

Paschitnow sah die ersten zehn Jahre überhaupt kein Geld für seinen Hit, weil er die Rechte daran an den sowjetischen Staat – in Form der Außenhandelsfirma Elektronorgtechnika – kurz Elorg – abtreten musste. Elorg führte dann auch die weiteren Verhandlungen, die sich dramatisch zuspitzten, als der damals in Japan lebende niederländische Spieleentwickler Rogers und in seinem Rücken der Nintendo-Konzern auf den Plan traten.

Rogers hatte Tetris das erste Mal auf einer Computermesse gesehen und war sofort begeistert. Um sich die Rechte für Mobilgeräte daran zu sichern, reiste er praktisch im Alleingang nach Moskau – zeitgleich mit Stein und Abgesandten von Mirrorsoft. Am Ende bekam Rogers für Nintendo nicht nur die Tetris-Rechte an mobilen, sondern auch an stationären Konsolen.

Tetris landete damit bei dem 1989 von Nintendo auf den Markt gebrachten Game Boy und sorgte mit für dessen grandiosen Erfolg. 70 Millionen Exemplare wurden von dem Gerät verkauft. Weltweit ist Tetris mit etwa 500 Millionen Kopien eins der meistverkauften Computerspiele in der Geschichte. Heute kennt das Spiel praktisch jeder, der schon einmal am Computer gedaddelt hat.

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