Deutscher will Oppositionschef in Florenz werden

von Redaktion

Eike Schmidt verliert Stichwahl um Bürgermeisteramt, gibt seine politischen Ambitionen aber nicht auf

Eike Schmidt will gleichzeitig Oppositionschef in Florenz und Museumsdirektor in Neapel werden. © Sator/dpa

Florenz/Neapel – Eike Schmidt ist ein Tausendsassa. Keine Aufgabe scheint dem 56-Jährigen aus Freiburg im Breisgau zu groß. Acht Jahre lang leitete der Kunsthistoriker die weltberühmte Gemälde-Galerie der Uffizien in Florenz und wechselte dann nach einer zweiten Amtszeit als Direktor an das Capodimonte-Museum in Neapel. Dort ließ sich Schmidt im April bereits wieder beurlauben, um für das Amt des Bürgermeisters von Florenz zu kandidieren. Bei der Stichwahl am Sonntag und Montag unterlag Schmidt seiner Herausforderin Sara Funaro klar mit 40 zu 60 Prozent. Er wolle nun gleichzeitig Oppositionschef in Florenz und Museumsdirektor in Neapel sein, kündigte er an.

Doch der Weg zurück nach Neapel gestaltet sich steinig. Im Wahlkampf hatte Schmidt seine Rückkehr in die Museumskarriere im Falle einer Niederlage angekündigt. In Neapel wird der ehrgeizige Deutsche nun aber nicht gerade mit offenen Armen erwartet. Kampaniens Gouverneur Vincenzo De Luca sagte, es sei für Neapel „beleidigend“ gewesen, dass Schmidt erst die Stelle in Neapel antrat, sich dann aber für den Wahlkampf in Florenz beurlauben ließ. „Man kann die Würde Neapels nicht auf diese Weise mit Füßen treten“, fügte der für seine Polemiken bekannte Politiker hinzu. Schmidt habe seinen Hut auf dem Direktoren-Stuhl in Neapel gelassen, bei seiner Rückkehr werde er „aber nicht einmal den Stuhl vorfinden“.

Kampaniens vorlauter Ministerpräsident ist nicht der Einzige mit seiner Kritik. Neapels Bürgermeister Gaetano Manfredi sagte, das Capodimonte-Museum brauche einen „Vollzeit-Direktor“. In einem am Mittwoch erschienenen Interview mit dem Corriere del Mezzogiorno, wies Schmidt die Vorwürfe zurück. Er werde von jenen Politikern kritisiert, „weil ich nicht ihr Kandidat war“. Schmidt hatte in Florenz mit einer eigenen Bürgerliste kandidiert und wurde von den Rechtsparteien der in Rom regierenden Koalition von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni unterstützt. De Luca und Manfredi gehören indes zum politischen Lager der zukünftigen Bürgermeisterin von Florenz, Funaro.

Schmidt verkauft seine Niederlage in Florenz als Erfolg. Die Rechte habe mit ihm ihr bestes Ergebnis seit 1999 in Florenz eingefahren. Seine Bürgerliste erreichte knapp zehn Prozent und bekam drei Stadträte. Tatsächlich stellt sich die Frage, ob der Kunsthistoriker seinem begonnenen politischen Projekt nun einfach den Rücken kehren könnte. Schmidts Lösung: Er wolle Oppositionschef in Florenz und gleichzeitig Museumsdirektor in Neapel bleiben. Für Schmidt ist das offenbar kein Problem. „Ich bin gewöhnt, wesentlich mehr als täglich acht Stunden zu arbeiten“, sagte er. Seinen Hauptwohnsitz hat der Direktor in Florenz, er will nur einige Tage der Woche in Neapel vor Ort sein. Bereits gestern habe er die Kollegen in Neapel angerufen, „um die Arbeit bei den laufenden Projekten wieder aufzunehmen“. Am Freitag wolle er wieder in der Stadt am Vesuv sein. JULIUS MÜLLER-MEININGEN

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