In diesem ausgebrannten Porsche starben Mittwochabend zwei Männer bei Unna. © Brosch/dpa
Die Todesfahrerin vor Gericht. Sie bekam eine lebenslange Freiheitsstrafe. © Matthey/dpa
Bei dem Unfall während eines illegalen Autorennens in Barsinghausen bei Hannover kamen im Februar 2022 zwei kleine Buben ums Leben. Sie waren erste zwei und sechs Jahre alt. © Tunnat/dpa
Unna/Hannover – Statistisch kommt es jeden Tag fünf Mal zu einem illegalen Rennen auf deutschen Straßen. Der Rausch der Geschwindigkeit lässt bei den vorwiegend jungen männlichen Fahrern PS-starker Boliden das Hirn ausschalten. Und das immer wieder mit tödlichem Ausgang. Auch in Bayern steigt die Zahl der illegalen Autorennen deutlich an – 2023 registrierte die Polizei so viele wie nie zuvor: Zwischen Anfang Januar und Ende Dezember wurden 849 illegale Kraftfahrzeugrennen polizeilich registriert – im gesamten Vorjahr waren es 605 gewesen.
Erst am Mittwochabend sind zwei Insassen eines Sportwagens bei einem schweren Unfall auf der Autobahn 44 ums Leben gekommen – nach ersten Erkenntnissen der Polizei bei einem verbotenen Autorennen. Demnach verlor der Fahrer am Autobahnkreuz Dortmund/Unna in Richtung Kassel bei hohem Tempo die Kontrolle. Das Auto schoss von der Fahrbahn, zerlegte durch die Wucht des Aufpralls mehrere Bäume und ging sofort in Flammen auf, wie die Polizei Dortmund mitteilte. Das Fahrzeug brannte aus. Die beiden Insassen – ein 20-jähriger und ein 52-jähriger Mann aus Dortmund – starben. Die Feuerwehr habe an der Unfallstelle Zeugen und Ersthelfer betreut, die das Geschehen mit ansehen mussten.
Der Fahrer des zweiten an dem mutmaßlichen Rennen beteiligten Autos flüchtete. Noch in der Nacht wurde ein 39-Jähriger festgenommen. Er stehe im Verdacht, an dem Rennen beteiligt gewesen zu sein, teilte die Polizei mit. Die Ermittlungen laufen.
„Bei Rasern und Posern handelt es sich um eine kleine Minderheit, die in einer Art Parallelwelt lebt und sich von gesellschaftlichen Konventionen und Normen verabschiedet hat“, sagt Wolfgang Fastenmeier, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie gegenüber der ARD.
Seit 2017 gilt: Wer ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen ausrichtet, durchführt oder daran teilnimmt, wird mit Geldstrafe oder bis zu zwei, bei schweren Personenschäden mit bis zu zehn Jahren Haft sanktioniert. Ausgebremst hat dieses Gesetz Raser nicht: Das Kraftfahrt-Bundesamt zählt 1733 illegale Autorennen vergangenes Jahr, unter ihnen auch sogenannte Alleinrennen, bei denen der Fahrer ohne Konkurrenten raste. Und längst nicht jedes Rennen wird aktenkundig. Doch auch lebenslange Haftstrafen wegen Mordes sind möglich, wenn bei Autorennen Menschen ums Leben kommen. So verurteilte das Landgericht Hannover am Mittwoch eine 42-jährige Polin zu dieser Höchststrafe. Der 41 Jahre alte Mittäter der Frau wurde am Landgericht Hannover zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht sei überzeugt, dass die Verurteilten den Tod anderer billigend in Kauf genommen hätten, sagte Richterin Britta Schlingmann heute zur Urteilsbegründung.
Das Urteil fiel wegen Mordes in zwei Fällen, versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und eines illegalen Autorennens mit Todesfolge. Im Februar 2022 lieferten sich die Verurteilten in Barsinghausen im Raum Hannover ein verbotenes Autorennen – sie rasten nach Überzeugung des Gerichts mit bis zu 180 Kilometern pro Stunde nebeneinanderher. Erlaubt war Tempo 70. In einer Kurve verlor die Frau die Kontrolle über ihren Wagen, es kam zum Zusammenstoß mit entgegenkommenden Autos. Der Wagen einer Familie wurde auf einen Acker geschleudert, die angeschnallten zwei und sechs Jahre alten Jungen auf der Rückbank starben.
Doch kein Urteil kann die verzweifelte Mutter trösten – egal, wie hart es am Ende ausfällt. „Andere Kinder gehen zur Schule, meine sind im Grab“, sagte die weinende Frau am Mittwoch bei der Urteilsverkündung vor Gericht. Ihr Mann versuchte die Fassung zu bewahren. Er sagte: „Ich weiß, meine Kinder kommen nicht zurück.“
In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Mordanklagen nach Rasereien oder illegalen Autorennen gegeben. Besonders bekannt wurde der Fall zweier Männer, die sich 2016 auf dem Berliner Ku‘damm ein Rennen geliefert hatten, bei dem ein unbeteiligter Rentner starb. Hier wurde ein Fahrer wegen Mordes und der zweite Raser wegen versuchten Mordes verurteilt.