Die Paketzusteller fühlen sich bedroht. © Jan Woitas/dpa
Das Hochhaus an der Duisburger Ottostraße wird von DHL nicht mehr beliefert. © Christoph Reichwein/dpa
Duisburg – Aus Sorge um die Sicherheit seiner Beschäftigten stellt der Paketdienst DHL keine Sendungen mehr an einem Duisburger Hochhaus zu. Die Zustellung sei den Beschäftigten „nicht zumutbar“, sagt eine DHL-Sprecherin. „Wiederholt kommt es dort zu bedrohlichen Zustellsituationen.“ Details nennt sie nicht. Zuvor berichteten die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ und der WDR darüber. Das Hochhaus an der Ottostraße, als „Weißer Riese“ bekannt, hat 320 Wohnungen auf 20 Stockwerken.
Laut Duisburger Polizei war die Zahl der Anzeigen an der Adresse im bisherigen Jahresverlauf jedoch in Relation zu der hohen Bevölkerungsdichte an der Adresse niedrig. Es gebe kein Sicherheitsproblem, sagt eine Polizeisprecherin. „Die Zahlen, Daten und Fakten geben das nicht her.“
Sie räumt aber ein, dass es selbstverständlich ein allgemeines Dunkelfeld gebe – also mögliche Straftaten, die keinen Eingang in die Statistik finden, da die Opfer keine Anzeige stellen.
Der örtlich begrenzte Zustellstopp von DHL ist ungewöhnlich. Der Konzernsprecherin ist aktuell bundesweit kein anderer Fall bekannt, bei dem DHL eine Adresse in Deutschland meidet, um die Sicherheit der Beschäftigten zu gewährleisten. Wer in dem Duisburger Hochhaus an der Ottostraße wohnt und ein Paket von DHL bekommen soll, dem soll eine Benachrichtigungskarte in seinen Briefkasten geworfen werden – mit der Karte kann er das Paket dann bei einer Postfiliale abholen.
Die Wettbewerber liefern hingegen weiter aus. Man biete an dem Hochhaus weiterhin die Haustürzustellung an, sagt ein DPD-Sprecher. Ein GLS-Sprecher sagt, dass es in Teilgebieten Duisburgs „Herausforderungen“ gebe. Dort würden nur besonders geschulte Fahrer eingesetzt, die mit den Gegebenheiten umgehen könnten. Der DPD-Sprecher wiederum berichtet davon, dass es bundesweit „immer wieder zu Beschimpfungen und Anfeindungen bis hin zu Gewaltandrohungen gegen Zustellerinnen und Zusteller“ komme.
Vor Ort fallen die Meinungen über den Zustellstopp von DHL unterschiedlich aus. Eine Bewohnerin des Hochhauses äußert gegenüber der dpa Verständnis, schließlich seien die Zustände vor Ort schwierig. Eine weitere Anwohnerin sagt gegenüber dem WDR: „Ich kann das verstehen. Die Menschen warten hier in Gruppen auf die Paketzusteller. Die wollen die Pakete klauen.“
Ein anderer Bewohner ist mit der Maßnahme jedoch gar nicht einverstanden. Er sagt, der Bonner Konzern übertreibe maßlos. „DHL macht aus einer Mücke einen Elefanten.“ Es könne zwar durchaus sein, dass es gegenüber Paketboten mal etwas lauter werde – „das kann mal passiert sein, aber das ist nicht alltäglich“. Angesichts der mitunter schlechten Zustellqualität gebe es unter den Anwohner Frust.