SOS in Griechenland

von Redaktion

Wasserknappheit in Hellas: Kaum Niederschläge, hoher Verbrauch

Der Yliki-See in Boeotien in Zentral-Griechenland führt immer weniger Wasser. Die Dürre in Hellas wird gerade zu einem Riesenproblem. Das bekommen auch Urlauber zu spüren. © Oikonomou/AFP

Athen – Griechenlands Ministerium für Klimakrise und Zivilschutz hat für insgesamt 14 Gemeinden des Landes den Notstand in Sachen Wasserverfügbarkeit ausgerufen. Konkret betroffen sind fünf Gemeinden auf der Insel Kreta sowie die Inseln Serifos und Sifnos (beide in den Kykladen), Leros (Dodekanes-Inselgruppe), Poros und Spetses (im Saronischen Golf), die Gemeinde Sami auf der Insel Kefalonia im Ionischen Meer sowie Gebiete in Korinth, in der nordostgriechischen Küstenstadt Alexandroupolis sowie Xanthi (Thrakien).

Der Grund dafür ist, dass in Griechenland schon seit Wochen sehr hohe Lufttemperaturen von rund 40 Grad Celsius in Verbindung mit einer fortgesetzten Dürre herrschen. „In diesem Jahr sind die Niederschläge in vielen Gebieten im Osten des Landes zwischen Oktober 2023 und April 2024 um 40 bis 50 Prozent geringer als im Durchschnitt der letzten Dekade ausgefallen“, sagt Maria Mimikou, Professorin an der Athener Universität EKPA.

„Wasserknappheit ist das Defizit zwischen Wasserangebot und -nachfrage, dem verfügbaren Wasser. Wasserknappheit entsteht aus der Dürre, kann aber auch ohne Dürre entstehen. In Griechenland ist das Problem offenkundig größer als anderswo, solange die trockenen Jahre anhalten“, sagt Mimikou. Daher müsse der Wasserverbrauch beschränkt werden. Den Hebel sieht er im Verbrauch in der Landwirtschaft.

Hintergrund dafür ist, dass die griechischen Landwirte traditionell auf Bohrungen zurückgreifen, um mit Brunnen ihren Wasserbedarf für die Bewässerung ihrer Agrarflächen und in der Viehzucht zu decken. Die unweigerliche Folge: Der Grundwasserspiegel in Thessalien, der Kornkammer Griechenlands, sank in den letzten 40 Jahren um mehr als 200 Meter. Dabei befand er sich in den 1980ern Jahren noch knapp unterhalb der Erdoberfläche.

Auf Kreta ziehen Ortsverwaltungen die Reißleine. Sie drohen den Landwirten damit, man werde die Versorgung mit Wasser für ihre Anbauflächen sogar stoppen und das Wasser an Privathaushalte umleiten.

Kritiker monieren, dass der Wasserverbrauch in Griechenland vor allem tourismusbedingt insbesondere in den Sommermonaten drastisch ansteige. Kein Wunder: im laufenden Jahr werden etwa 35 Millionen Urlauber aus dem Ausland im Zehn-Millionen-Einwohner-Land Griechenland erwartet – ein neuer historischer Tourismusrekord. Die meisten Griechenlandurlauber reisen in den ohnehin üblicherweise trockenen Sommermonaten Juli, August und September nach Hellas. Griechenlands Tourismus boomt. In vielen Regionen herrscht ein Übertourismus – mit fatalen Folgen.

Mehr Touristen bedeutet mehr Wasserverbrauch. Eine Beachbar auf der Kykladen-Insel Tinos zieht daraus Konsequenzen. Sie teilte ihren Gästen kurzerhand mit, man werde in diesem Sommer „aus Respekt vor dem Wassermangel“ keine Duschen mehr anbieten. In beliebten Touristendestinationen sprießen neue Hotels und über Internetplattformen vermietete Unterkünfte für Touristen wie Pilze aus dem Boden. Nicht nur deren Bau oder Renovierung verbraucht Wasser, sondern auch ihr Betrieb.

Den Wasserbrauch aber geradezu in die Höhe schnellen lassen die Nutzung von Schwimmbecken und an allererster Stelle die Bewässerung von Gärten von Villen und Luxusanlagen. Ein Paradebeispiel ist die bei Touristen beliebte Insel Paros auf den Kykladen: Jüngsten Satellitenbildern zufolge existieren mindestens 474 Schwimmbecken auf Paros – Tendenz steigend.

„Um die Schwimmbecken zu füllen und zu reinigen, werden bis zu zehn Prozent des Wassers auf Paros verbraucht“, sagt der Leiter der lokalen Wassergesellschaft in Paros, Nikolaos Karamane. Der Löwenanteil am Gesamtverbrauch entfalle jedoch auf die Bewässerung der Gärten von Villen und anderen Luxusanlagen, wie er betont. Das seien die wahren Wasserfresser. „Das verschlingt 60 bis 70 Prozent des Wasserverbrauchs auf Paros.“.

Der Zuwachs resultiere eindeutig nicht aus der Landwirtschaft, sondern sei auf den Tourismusboom zurückzuführen, so Nikolaos Karamene. Das Beispiel der Nachbarinsel Santorin gibt ihm Recht: Der Wasserverbrauch auf Santorin, einem der ultimativen hellenischen Touristen-Hotspots, hat sich seit 2020 mehr als verdoppelt. Konkret stieg der Wasserverbrauch auf Santorin von rund einer Million auf mehr als zwei Millionen Kubikmeter.

Zugleich wird das Wasser in Griechenland immer knapper. Mitte Juli erreichten die Reserven landesweit ein Volumen von lediglich 787 Millionen Kubikmetern. Das sind 25 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Laut einer Analyse von Satellitendaten ist der Wasserstand vor allem in zwei wichtigen Wasserreservoirs in Griechenland stark gesunken.
FERRY BATZOGLOU

Artikel 6 von 10