Ein Feuerwehrmann im Kampf gegen die Flammen in Varnavas. Starke Winde fachen die Flammen an. © Lolos/dpa
Die Rauchschwaden der verheerenden Brände ziehen bis in die Hauptstadt Athen. © Alexandros/epa
Ein brennendes Haus in Varnavas. Noch ist unklar, wie viel Menschen ihr Heim verloren haben. © Tzortzinis/AFP
Anwohner und Feuerwehrleute beobachten besorgt den Waldbrand in Varnavas. Der Ort musst evakuiert werden und die Menschen mit dem Schlimmsten rechnen, © Lolos/dpa
Der Nordosten des Großraums Athen erlebt seit Sonntag dramatische Stunden: Ein Waldbrand, der am Sonntagnachmittag in der Kleinstadt Varnavas 45 Kilometer nordöstlich der Athener Innenstadt ausgebrochen war, „entwickelt sich schnell und hat trotz der übermenschlichen Anstrengungen aller Kräfte des Zivilschutzes den Pendelis-Berg erreicht“, wie ein Sprecher der griechischen Feuerwehr am Montag in der Früh kurz vor 6 Uhr Ortszeit mitteilte.
In einer am Montag anberaumten Pressekonferenz schlug Zivilschutz-Minister Vassilis Kikilias mit Blick auf die Feuersbrunst einen betont ernsthaften Ton an: „Das ist ein enorm gefährliches Feuer. Wir kämpfen unter dramatischen Bedingungen.“
Das Feuer geriet in der Nacht von Sonntag auf Montag außer Kontrolle, weil es ständig seine Richtung änderte. Am Montagvormittag existierten drei Feuerfronten in den Orten Grammatikos, Penteli und Anatoli unweit der ostattischen Küstenstadt Nea Makri. Die Feuerwehr war am Montag im Großeinsatz: 700 Feuerwehrleute, 16 forstwirtschaftliche Teams, rund 200 Fahrzeuge sowie 17 Löschflugzeuge und 15 Hubschrauber waren im Kampf gegen die Flammen im Einsatz.
Wie Athener Meteorologen und ein Sprecher der griechischen Feuerwehr mitteilten, war am Montag mit einer weiteren Verstärkung der Winde zu rechnen. Der griechische Wetterdienst Meteo sagte Winde der Windstärke 6 mit Böen von bis zu 80 Kilometer pro Stunde voraus. Dies sei ein ultimativer Brandbeschleuniger.
Denn die starken Winde tragen maßgeblich dazu bei, dass sich die Waldbrände sehr schnell verbreiten. Nach Angaben des Brandmeteorologen Theodoros Yannaros hat das Großfeuer im Nordosten Attikas seit Sonntag in weniger als 12 Stunden eine Strecke von mehr als 40 Kilometer zurücklegen können.
Unklarheit herrscht noch darüber, wie viele Häuser, Autos und Tiere in den betroffenen Gebieten bis zum Montag in der Früh dem Großfeuer zum Opfer fielen. „Mindestens 20 Häuser sind in Varnavas verbrannt, eines davon innerhalb der Siedlung. Wenn das Feuer aus der Luft nicht gelöscht wird, wird das Feuer noch fünf Tage lang brennen. Von der Fußpatrouille aus können sie nicht in die Nähe des Feuers gelangen. Erst wenn die Flammen niedrig sind, können sie sich dem Feuer nähern. Wir haben Häuser, Autos und Tiere brennen sehen. Das Feuer ist sehr stark“, sagte Panagiotis Katsikis, ein freiwilliger Feuerwehrmann in Varnavas, gegenüber dem privaten Athener Fernsehsender Mega Channel.
Zehntausende Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Mehrere Ortschaften im Nordosten von Attika, darunter die historische Stadt Marathon, wurden evakuiert. Die Bewohner erhielten vom griechischen Zivilschutz eine schriftliche Warnbotschaft mit Alarmton auf ihr Smartphone, in der sie aufgefordert wurden, sich sofort in die zu diesem Zeitpunkt jeweils angegebenen sicheren Regionen zu begeben.
Im Morgengrauen wurde die Evakuierung des Kinder-Krankenhauses im nordöstlichen Athener Vorort Penteli angeordnet. 29 Kinder wurden in andere Kliniken verlegt. Am Sonntag mussten fünf Personen mit Atemproblemen wegen einer Rauchvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Ein älterer Mann, der im Ort Kaletzi versuchte, die Flammen zu löschen, stürzte und erlitt eine Fraktur. Ein Feuerwehrmann, der in Marathon im Einsatz war, erlitt Verbrennungen zweiten Grades an Händen und Füßen.
Laut Angaben des Europäischen Informationssystems für Waldbrände ist in diesem Jahr in Hellas bis dato eine Fläche von 17 330 Hektar verbrannt, ohne die durch das aktuelle Großfeuer im Nordosten Attikas verbrannte Fläche wohlgemerkt. Mehr als im Gesamtjahr 2022.
FERRY BATZOGLOU