Die Jacht „Bayesian“ ist nach einem Sturm vor Sizilien untergegangen. © EPA/PERINI NAVI PRESS OFFICE
Unter den Vermissten: Milliardär Mike Lynch. © Gurr/AFP
Die italienische Küstenwache bringt die Leiche eines der Opfer des Jacht-Unglücks an Land. Bislang sind von 22 Passagieren noch sechs vermisst, darunter auch der britische Tech-Milliardär Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter. © EPA/PETY
Palermo – Die Bergungsarbeiten an der vor Sizilien gesunkenen Luxusjacht „Bayesian“ gestalteten sich am Dienstag schwierig. Vom frühen Morgen an versuchten Rettungstaucher der italienischen Feuerwehr einen Zugang zu den unteren Decks des Relikts zu bekommen, um nach sechs Vermissten zu suchen. Die Jacht war am frühen Montagmorgen bei einem schweren Tornado vor der Ortschaft Porticello bei Palermo gekentert und auf knapp 50 Meter Tiefe gesunken. Rettungstaucher hatten einen Toten geborgen, es handelt sich um Ricardo T., den kanadischen Schiffskoch.
Bislang konnten 15 Personen gerettet werden. Insgesamt befanden sich 22 Menschen auf dem Segelschiff. Unter den Vermissten sind der bekannte britische Hightech-Unternehmer Mike Lynch und seine 18-Jährige Tochter sowie Jonathan Bloomer, Vorsitzender der Investmentbank Morgan Stanley International sowie dessen Frau. Auch am Dienstag suchten Schiffe der Küstenwache und Hubschrauber das Meer vor Porticello nach Überlebenden ab, zunächst ohne Erfolg. Italienische Medien vermuten, die sechs Vermissten, vier Briten und zwei US-Amerikaner, könnten beim Sinken des Schiffs in Kabinen in den unteren Decks der „Bayesian“ eingeschlossen gewesen sein.
Luca Cari, Sprecher der italienischen Feuerwehr, berichtete von „erheblichen Schwierigkeiten“ bei der Bergung. Drei Tauchermannschaften seien am Werk und arbeiteten auf 49 Meter Tiefe. „Die Taucher können maximal 12 Minuten unter Wasser bleiben, wovon sie zwei für den Ab- und Aufstieg benötigen.“ Bisher konnte nur das Kommandodeck inspiziert werden, wo man die Leiche des Schiffkochs fand. Im Inneren der Jacht sei kaum ein Durchkommen, Hindernisse versperrten den Weg.
Unterdessen berichtete der deutsche Kapitän Karsten Börner über den Hergang des Unglücks. Börner lag mit seinem Segelschiff in der Nähe der Jacht, als gegen 5 Uhr ein schwerer Sturm aufzog. Er habe den Motor eingeschaltet, „um die Kontrolle über das Schiff zu behalten. Als der Sturm vorbei war, bemerkten wir, dass das Schiff hinter uns verschwunden war.“ Anschließend entdeckte er ein Rettungsboot mit 15 Überlebenden, darunter eine Mutter mit ihrem Baby sowie Mike Lynchs Ehefrau Angela Bacares.
Lynch ist einer der bekanntesten Technologie-Unternehmer Großbritanniens und hatte sein Unternehmen Autonomy im Jahr 2011 für elf Milliarden US-Dollar an die Firma Hewlett-Packard verkauft. Erst im Juni wurde Lynch von jahrelangen Betrugsvorwürfen im Zusammenhang mit dem Verkauf freigesprochen. Der zusammen mit Lynch vermisste Jonathan Bloomer trat im Prozess als Zeuge der Verteidigung auf, ebenfalls vermisst werden Lynchs Verteidiger Chris Morvillo und seine Frau.
Kurioser Zufall: Am Wochenende starb auch Lynchs Freund und ehemaliger Finanz-Manager Steve Chamberlain. Er war Mitangeklagter im Prozess, wurde ebenfalls freigesprochen und am Samstag beim Joggen von einem Auto tödlich erfasst.
JULIUS MÜLLER-MEININGEN