Nach Jacht-Unglück: Kapitän gerät unter Verdacht

von Redaktion

Tech-Milliardär Mike Lynch tot aus Wrack geborgen – 18-jährige Tochter weiterhin vermisst

Die italienische Küstenwache birgt eine Leiche der Opfer. Bei dem Unglück starb auch Milliardär Mike Lynch. © Brady/dpa

Palermo – Nach dem Untergang der Luxusjacht „Bayesian“ vor der Küste Siziliens ist das Verhalten der Besatzung wegen möglicherweise schwerer Fehler ins Visier der Ermittler geraten. Der Kapitän des Segelschiffs war der 51-Jährige Neuseeländer James Cutfield. Er wurde bereits am Mittwoch von der italienischen Staatsanwaltschaft vernommen. Die Ermittlungen richten sich bislang aber gegen Unbekannt.

Die „Bayesian“ war am Montag gegen 5 Uhr früh in Folge eines Tornados vor Porticello bei Palermo gesunken. Bei dem Unglück starben insgesamt vermutlich sieben Menschen – bislang wurden sechs Leichen aus dem Wrack geborgen, darunter die des britischen Technologie-Unternehmers Mike Lynch sowie des Vorstands der Investmentbank Stanley Morgen, Jonathan Bloomer. Die 18-jährige Tochter von Mike Lynch wird noch im Inneren vermutet. Die Chancen, dass sie überlebt haben könnte, stünden bei null. Insgesamt befanden sich 22 Personen auf dem Schiff, 15 von ihnen wurden gerettet, darunter Kapitän Cutfield und die Ehefrau von Mike Lynch und Mutter der gemeinsamen Tochter, Angela Bacares.

Aus Ermittlerkreisen war nach Angaben der Zeitung „Corriere della Sera“ gedrungen, Kapitän Cutfield habe bei seiner Vernehmung angegeben, das Unwetter „nicht kommen gesehen“ zu haben. Der Sturm war allerdings prognostiziert worden. Experten vermuten nun, dass der Kapitän eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen unberücksichtigt ließ. Dazu zählt auch eine Besonderheit in der Konstruktion der Jacht: ihr überdurchschnittlich hoher, einzelner Mast. „Die Wellen sowie der Widerstand des sehr hohen Mastes gegen den Wind könnten zum Kentern des Schiffes beigetragen haben“, zitierte die „La Repubblica“ den Segelexperten Andrea Mura. Laut Bergungsteam war der mobile Kiel des Schiffes wohl wegen der niedrigen Wasserhöhe in Küstennähe nicht voll auf knapp zehn Meter, sondern nur auf vier Meter Länge ausgefahren. Dieser Umstand könnte den Untergang begünstigt haben. Einig ist man sich, dass das Schiff große Mengen von Wasser aufnahm und deshalb sank.
JULIUS MÜLLER-MEININGEN

Artikel 6 von 10